15.5. – 25.5.17   Argentinien

                            Susques – Salta

 

„No Drugs, no Sex, no Rock’n roll“ Unsere Devise für die kommenden Tage. Es geht in die Puna de Atacama. Das ist ein Hochland im Nordwesten von Argentinien und besteht vorwiegend aus Wüstenlandschaft. Unterhalb einer Höhe von 3200 m findet man ein wenig Buschwald, in höheren Regionen nur Büschelgräser und Polsterpflanzen. Es wurde sehr einsam und abgeschieden.

Durch einen tief eingeschnittenen Felsen ging es auf der R 52 weiter. Lamas weiden und grosse Kandelaber-Kakteen standen im weiten Feld. Diese Kakteen wachsen 1 cm pro Jahr und werden bis 10 m hoch. Auf der Hochebene von ca. 3500 m durchfuhren wir die typisch weite Pampa welche von felsigen Bergzügen gesäumt wird. Bei der Querung der Salinas Grandes sahen wir, dass Salz mit Traktoren abgeschoben und verladen wurde. Einige Einheimische verkauften Salzfiguren. Viele Schafe, Ziegen, Vicuñas und Esel begegneten uns und wir bogen in die R 79 und fuhren Schotterstrasse. Mit Blick auf den Salzsee und die Sierra del Cobre kamen wir an ehemaligen Indiosiedlungen vorbei. Die Häuser bauten die Indios aus Stein, Stroh und Lehm. Sogar ein Friedhof liegt nebenan. Aber von all dem sind nur noch Ruinen vorhanden.

Die Hügel wurden sanfter und der Weg sandiger. Besichtigung der „Ojo de Huancar“ und dem „Congrejillos“. Über vorwiegend nicht asphaltierte Strassen erreichten wir San Antonio de los Cobres, ein eigenartiges aber sauberes Dörfchen mit einem Bahnhof. Wir standen etwas ausserhalb des Ortes auf 3800 m.

Nun wollten wir beim „Viaducto de la Polvorilla“ auf den „Tren a las Nubes“ (mit dem Zug in die Wolken) warten. Um Salta mit den Minen im argentinischen und chilenischen Hochland sowie dem chilenischen Pazifikhafen Antofagasta zu verbinden, scheute man ab 1921 weder Kosten noch Mühen. Der Bau der Eisenbahn über die Anden wurde unter den grössten technischen Schwierigkeiten angegangen. 1929 war San Antonio de los Cobres erreicht. 1948 wurde die argentinische Strecke bis zur Grenze am 3852 m hohen Socompa-Pass vollendet. Zwischen San Antonio de los Cobres und der Grenze liegt mit 4200 m auch der höchste Punkt der gesamten Strecke und auch der technisch spektakulärste, der Viadukt la Polvorilla. Die gesamte Eisenbahnlänge von Salta bis Antofagasta ist 901 km lang, der argentinische Streckenabschnitt 529 km. So warteten wir geduldig bis dieser Zug eintraf. Eine halbe Stunde vor Ankunft kamen die Einheimischen auf Picup’s, beladen mit einem Lama und ihren Verkaufssachen und liefen über die Geleise zu ihren Ständen. Auch Motorradfahrer fuhren über die Geleise und alle erhofften sich ein gutes Geschäft mit den vielen Touris zu machen, denn der Zug hält hier für eine halbe Stunde.

Zurück auf der R 51 sahen wir viele wunderschöne, in verschiedenen Farbtönen schimmernde weisse Steine. Leider kann ich sie nur bestaunen und nicht mitnehmen.

Wir überquerten den 4560 m hohen Alto Chorrillo, bogen in die RP 27 und sahen eine ganze Herde voller Lamas, Schafe und Geissen miteinander auf 4330 m weiden.  Alles ist sehr trocken und das Gebirge wechselhaft.

Vom aufsteigenden Sand gab es eine eigenartige „Sandwolke“. Das war schon aussergewöhnlich anzuschauen. Natürlich wirbelten die LKW’s auch Sand auf und in unserem Camper wurde es zusehends staubiger. Viele Hochspannungsmasten standen in Reih und Glied und wir staunten wie die auf dem sandigen und rutschigen Untergrund befestig wurden. Beim Salar de Pocitos fanden wir dann eine Nische um windgeschützt zu übernachten.

Es war nur noch 1° am Morgen, dafür schönstes Wetter. Weiter auf der R 27 überquerten wir den Salar de Pocitos o Quilón und waren im Reserva Provincial los Andes. Durch dieses weite Tal kamen wir an roten Hügelformationen vorbei, es wurde immer schmaler und kurvenreicher. Unglaublich schön! Nach jeder Kurve sah es noch faszinierender aus. Wie schön, dass ich diese Strecke fahren durfte. In der Nähe von Tolar Grande bestaunten wir die „Ojos de Mar“. Der Wind fegte uns beinahe fort.

Nun querten wir den 1'600 km2 grossen Salar de Arizaro. Er ist der grösste Salzsee Argentiniens. Das Gebirge und der Salar wechselten ständig ihre Farben und wir standen neben einem Lavastein-Geröllhaufen zum Übernachten. Jetzt wollte ich unser erstes Brot im „Colman“ backen. Der Aufbau klappte, der Fertigbrotteig kam in eine Kuchenform und ab ging es in den Ofen. Es sah auch wirklich toll aus nach dem Backen nur konnten wir das Brot am anderen Tag nicht essen, weil es innen zu tangig war. Ja nun, ich versuche es auf eine andere Art noch einmal.

Um den höchsten 6’000er zu fotografieren fuhren wir 30 km auf der RP 163 über eine schmale, steinige und auch mit Schnee bedeckte Strasse. Mitten auf dem Weg trafen wir einen LKW-Fahrer der Wasser für die Mine weit über uns tankte. Diese Stelle merkte ich mir. Auf zügigen 4'345 m hatten wir dann einen wundervollen Ausblick auf den 6'739 m hohen Cerro Llullaillaco, den 6'051 m hohen Cerro Socompa und etwas weiter hinunter auf den Salar de Arizaro. Der Wasserschlauch war frei und wir tankten frisches Quellwasser. Bei schönstem Abendlicht fuhren wir durch das rote Gebirge zurück, so dass wir unter 4000 m schlafen konnten.

Zurück über den Salar de Pocitos ging es auf die R 43 welches wieder eine aussergewöhnlich schöne Fahrt war. In diesem Tal lagen schön eingebettet kleinere und grössere Salzseen. Dann durchquerten wir den Salar del Hombre Muerto. Hier werden wieder viele Mineralien gewonnen und als wir einmal über eine Salzstelle wendeten stank es fürchterlich in unserer „Cajita“. Weiter dem Salar entlang ging es schnell hoch über eine weitere Höhe von 4'443 m. Die spektakuläre Fahrt zwischen der Sierra de Calalaste und der Sierra de Aguas gefiel uns gut und die Landschaft war gespickt mit gelbgrünen Grasbüscheln. Wir sind jetzt in der Provinz Catamarca. Kein Mensch weit und breit.

-1° nichts war zu hören auch unseren Kühlschrank nicht. Da stimmte doch etwas nicht. Die Sicherung war gut, abgetaut hatte ich auch und beim genaueren Hinschauen sah Fredy, dass sich durch das Rütteln ein Stecker hinter dem Kühlschrank löste. Nochmals Glück gehabt!

Nun begegneten uns Lamas mit „Mäschli“ in den Ohren. Somit kamen wir wieder in bewohnbarere Gegenden und auf einmal sah ich „Tulpen“ an einer Felswand. Die verschiedenen Gebirgszüge sehen schon mystisch und bunt aus.

In Antofagasta de la Sierra gingen wir Tanken und Einkaufen. Ein uriges Dorf mit einstöckigen Lehmziegelhäuser, einer schönen Plaza und einer Kirche. Die Leute sind hier sehr dunkel und haben harte Gesichtszüge. Der Alkohol ist überall gegenwärtig aber die Leute freuten sich sehr, wenn man „Ola“ sagte. Im Laden zog ich ein Ticket und stellte mich in die Schlange. 4 Angestellte bedienten oder zogen das Geld ein. Man bekommt hier Gemüse, Früchte, tiefgefrorenes Fleisch, Büchsen und Gebrauchsartikel aller Art. Die einten zahlten bar, andere liessen anschreiben.

Über die R 43 folgte ein wunderschöner Vulkan dem anderen und alle haben eine grosse Lavamasse vor sich. Ein toller Anblick und hoffentlich geht keiner los. Wir überquerten die Sierra Laguna Blanca und standen auch an der gleichnamigen Lagune wo Fredy die Flamingos fotografierte. Beim Wegfahren stellte sich heraus, dass Fredy’s Geldbeutel verloren ging. Wo genau das passierte wussten wir nicht. Vielleicht in der Pampa? Da wird nächstens ein Nötlibaum oder Kärtligebüsch wachsen. Keine Ahnung. So liessen wir alles sperren und organisierten alles dafür Notwendige.

Der Sierra Gulampaja entlang war es wiederum sehr attraktiv und sandig. Wir bogen in die R 40 und endlich gab es wieder einmal Asphaltstrasse. Die Häuser waren unter Bäumen im Schatten versteckt und die Leute pflanzten wieder etwas Trauben, Mais und Gemüse an. Da wir nun in tiefer gelegene Gebiete kamen wurde es wärmer und angenehmer. Viele Autos gab es nicht zu sehen, denn die Leute sind vorwiegend mit dem Motorrad zu zweit oder dritt unterwegs oder wir sahen alte verrostete Fords etc. Im Camping Municipale in Santa Maria angekommen durften wir wieder einmal eine lang ersehnte Dusche geniessen. Herrrrrrlich! Zur Belohnung dieser trockenen und einsamen Zeit besuchten wir ein gutes Restaurant.

Wir bogen in die R 307 Richtung Tafi del Valle ab. Das Tal wurde nach einer Volksgruppe benannt die hier im 4. bis 9. Jhd. siedelte und bereits auf Terrassen Getreide anbaute. Heute gibt es einen 10 km langen Stausee und das Dorf wurde zu einem beliebten Ausflugsziel der Städter. Wir umrundeten das Tal und kauften bei einer Jesuitischen Estanzia wunderbaren Käse. Er wird hier mit aller Sorgfalt hergestellt und auf dem Markt verkauft. Ein Mitarbeiter erzählte uns bei einer Führung, dass die Gründer im 18. Jhd. von Portugal und Spanien kamen. Heute wird die Estanzia in der 4ten Generation geführt.

Im Parque de los Menhires konnten wir die bis zu 3 m hohen Steine nur von weitem sehen da alles geschlossen war. Es gibt 129 aufrechtstehende Menhire, die von verschiedenen Fundstellen zusammengetragen wurden. Leider weiss man nichts über ihre Bedeutung. In diesem Tal sind aussergewöhnlich viele freilaufende Pferde anzutreffen, sogar im Campingplatz nutzt man sie als „Rasenmäher“.

Besuch des Pachamama-Museums welches im Jahr 2'000 eröffnet wurde. (Pachamama, Göttin der Fruchtbarkeit). Es wird das Leben und die Kultur der indianischen Urbevölkerung und deren Bodenschätze gezeigt. Ein sehr schönes und interessantes Museum. Auch besuchten wir die Ruinen von Quilmes. Zu Beginn des 11. Jhd. bauten die Quilmes-Indianer, die wahrscheinlich von der westlichen Andenseite stammten, hier eine neue Stadt, in der vor der Eroberung etwa 5000 Menschen wohnten. Um sich gegen andere Indianer-Völker wie die Inka und die Calchaquies zu schützen, errichteten sie eine Festung, deren Ruine heute zu bewundern ist.

Vor Cafayate gab es einmal mehr grosse Weinanbaugebiete und elegante Weingüter die zur Degustation einluden. Wir wollten lieber noch bei dem schönen Abendlicht einen Teil der 80 km langen Schlucht, der Quebrada de la Conchas fahren. Die unterschiedlichsten Farben und Formen der Felswände erstaunten uns sehr. Es war 24° warm und wir übernachteten in einer Nische zwischen den Felsen.

Ein letztes Mal auf der R 40 genossen wir die asphaltierte Strasse welche den Weinanbaugebieten entlang führte. Viele Papageien zwitscherten und flatterten umher und das beeindruckende Gebirge bestand aus Sand und Stein. Den spärlich fliessenden Rio Calchaqui versuchten die Menschen etwas zu kanalisieren um ihre Pflanzplätze zu bewässern. Hier sahen wir zum Trocknen hingelegt Paprikas. Der Bauer erzählte mir, dass es etwa 15 Tage gehe bis die Paprikas getrocknet sind. Anschliessend werden sie gemahlen und auf dem Markt verkauft. (Vielleicht mit oder ohne Sand). Die mit Zwiebeln abgefüllten Säcke stehen wie Soldaten auf dem Feld und die Kartoffeln wurden wieder von Hand geerntet. Als Umzäunung ihrer Grundstücke benutzten sie hier abgeschnittene Stauden und Äste.

Endlich erreichten wir Cachi. Helmut erzählte uns, dass wir im Restaurant „El Zapallo“ das Beste gegrillte Ziegenfleisch essen könnten. Gesagt, getan und wie lecker es war. Da muss man einfach hingehen. Es liegt ganz unscheinbar an der linken unteren Ecke der Plaza mit Blick auf die Kathedrale. Sie grillieren die Ziegen aber nur über den Mittag und das Restaurant wird gut besucht. Es war Auffahrt und es gab eine grosse Laufveranstaltung für die Jungen. Alles war abgesperrt und viele Leute tummelten sich herum und spornten die Jungen an. Diese Veranstaltung wird in der ganzen Gegend durchgeführt wie bei uns der Osterlauf.

Auf der RP 33 durchfuhren wir den NP Los Cardones welcher die vielen Kandelaber-Kakteen schützt. Weiter über die 3370 m hohe Passhöhe ging es durch das wilde steile farbige und auch begrünte Tal abwärts der Cuesta del Obispo entlang. Eine wunderschöne Gegend. Nun wurde es bewohnter, es gab mehr Menschen und die Hitze nahm zu und dank dem GPS fanden wir den Weg zum Camping Municipale in Salta ohne Probleme.

Nun sind wir zuversichtlich hier unser Geldbeutel-Problem zu lösen.