15.9. – 9.10.17       Bolivien 3

                                   La Paz – Lagunenrundfahrt und Salar de Uyuni – La Paz

 

Reise der Extreme!

Das 2te Mal in La Paz angekommen machten wir eine Stadtführung mit Gerd. Wir bekamen einen sehr eindrücklichen Eindruck von dieser quirligen, zwischen Felsen eingebetteter Stadt. La Paz liegt auf einer Höhe von 3100 m – 4100 m in „El Alto“. Die ärmlichen Bretterhütten wichen stabilen Backsteinhäuser, schönen Einfamilienhäuser und modern glänzenden Hochhäusern. Mit Gondeln der Firma Doppelmeyer erreicht man viele spannende Orte. So besuchten wir am Sonntag den Markt in „El Alto“. Was für ein Gewusel. Tausende von Ständen mit verschiedensten Angeboten. Ganze Strassenzüge sind voll von diesen. Natürlich fehlten die Hütten der Schamanen nicht. Da kann man „Rat“ holen oder was auch immer... Der tolle Ausblick vom Aussichtspunkt war gigantisch. Am späteren Abend kamen wir noch in die Hexengasse. Da kaufen die Hexen für spezielle Rituale ein. Lamaföten, Kräuter, Tinkturen, Säfte und sonstiges Allerlei.

Beim Hotel Oberland trafen wir Toni den Motorradfahrer aus Österreich, Michael und Hennry mit dem Pocklet aus Deutschland und Elisabeth und Jean-Noel aus Frankreich.

Zum Einkaufen ging es über 32 „Böppel“ hoch nach El Alto. Ein Riesenpuff mit all den Taxis und Busslis. Diese bestreikten übrigens lange den Bau der Seilbahnen. Aber Präsident Evo setzte sich durch, was doch eine gute Sache wurde. So kann man mit verschiedenen Bahnen über ganz La Paz schweben. Mit Blick auf den wunderschön verschneiten Nev. Illimani 6'439 m fuhren wir auf der 1er Richtung Potosi an zwei Backsteinfabriken und einer grossen Anlage mit Neuwagen vorbei. Ein Occasionsauto kostete ca.7000 $ und ein Neuwagen einige Tausend $ + 50 % Steuer. Jetzt aber dürfen keine Occasionen mehr eingeführt werden.

Wir durchfuhren eine schöne hügelige mit Stoppelgras bewachsene Ebene auf 3'750 m. Die Stadt Oruro ist nicht besonders einladend, so fuhren wir weiter bis nach Challapata zum Stausee. Die 3 Männer die an der Strasse arbeiteten begrüssten wir und fragten zum Übernachten. Später liefen sie mit einer Steinschleuder herum und wollten kleine Vögel für ihre Mahlzeit schiessen...

Viele dunklere Lamas begleiteten uns jetzt und die zerklüftete Landschaft wurde sehr bescheiden. Orange-rote Häuser stehen hier, die wahrscheinlich von der Regierung finanziert wurden. Alles wird mit Steinen gebaut, denn Holz gibt es schon lange nicht mehr. Die Frauen sammeln getrocknetes Büschelgras und tragen es oft sehr weit in ihren typischen Umhängetüchern.

Wir näherten uns der etwas moderneren Stadt Potosi, welche auf 4'065 m liegt und nach La Paz die höchstgelegene Grossstadt der Welt ist. Die Stadt lebte früher von dem überreichen Silbervorkommen des Cerro Rico de Potosi. Ich war wieder einmal am Fahren und wir wollten auf dem Platz im Zentrum stehen. Aber Halt! Farbige Bänder und Plakate versperrten uns den Zugang zum Zentrum. Alles geht nur in engen Strassen steil bergauf. So war es nur möglich mit der Untersetzung zu fahren. 3 – 4 Mal standen wir vor den gesperrten Strassen und bald wussten wir nicht mehr wo durchfahren. Ein freundlicher Herr erklärte Fredy auf dem Tablett einen möglichen Weg. Völlig geschafft fanden wir dann das Zentrum. Fredy buchte einen Besuch im Bergwerk und da wir nicht in dieser Stadt bleiben wollten fuhren wir mit dem Guide zum Bergwerk. Während Fredy an der Führung teilnahm, schrieb ich im offenen Camper und prompt wollte ein Arbeiter mir ein „Angebot“ machen....

Das Silber im Berg entdeckte im April 1545 Diego Huallpa. Bis 1660 wurden aus dem Berg bereits 16'000 Tonnen Silber herausgeholt und bis heute über 46'000 Tonnen. Potosi war die Schatzkammer Amerikas und der Silberstrom in Spaniens leere Kassen nahm gigantische Dimensionen an. Bis ins 18. Jh. haben bis zu 8 Millionen Indigena den Tod gefunden und die jährlich etwa 30'000 Lastesel überlebten durchschnittlich 70 Tage. Heute wird in dem durchlöcherten Cerro Rico vorwiegend Zinn gewonnen. Viele Kooperativen der Bergarbeiter übernahmen die unzähligen Minenschächte. WH. Irgendwann einmal wird dieser Berg bestimmt zusammenbrechen.

Bei schönstem Wetter durchfuhren wir die weitere sehr schöne Landschaft. Das Gebirge wechselte Form und Farbe und 100erte Lamas, Esel und Vicuñas weiden auf den grossen Weideflächen. Pappeln, niedere Bäume und hellgrüne saftige Bäume stehen an Flussläufen. Toller Kontrast zum Hintergrund. In Uyuni angekommen trafen wir Jan und Carla, welche die Lagunenrute soeben gefahren sind. Ein schönes Wiedersehen und es gab viel zu erzählen.

Besuch und Einkauf auf dem grossen Markt und Besichtigung des Einbahn-Museums. Alle Loks und Wagen waren noch in ihrem ursprünglichen sehr schmutzigen und kaputten Zustand. Jedem Eisenbähnler würde da das Herz bluten...  Aber die Dame sagte mir, dass es ein Projekt zur Restaurierung geben soll!

Acht Tage waren wir auf der Lagunenrute im Altiplano. Von Uyuni nach Villa Alota, Soniquera, Laguna Verde, Geyser Sol de Mañana, Laguna Cañapa, Villa Alota nach Uyuni zurück. Diese Richtung zu fahren war für uns eine gute Entscheidung. Vollgetankt mit Diesel und Wasser ging es los. Schönstes Wetter und die heisse Luft flimmerte und wir dachten schon die erste Lagune zu sehen. Das war aber nur eine Täuschung. Vicuñas, Lamas, Esel und Nandus begleiteten uns auf der löcherigen und rumpeligen Strasse. Wir sahen eingezäunte Felder auf denen Furchen für eine spätere Pflanzung gezogen wurden. Aber woher nehmen sie nur das Wasser? Vereinzelt sahen wir Pumpstellen. Auf jeden Fall eine sehr anstrengende Arbeit.

Bei Villa Alota bogen wir in die Sand- und Steinstrasse. Es wurde rauer, denn nun gab es Waschbrettstrassen. So nahmen wir es gemütlicher und erfreuten uns an der Landschaft. Bei der Laguna Vinto 4'008 m, welche schön im Sand eingebettet liegt und viele Flamingos stehen, übernachteten wir. Weiter ging es zur Laguna Hedionda Sur, Laguna Kollpa mit Flamingos und bei der Laguna Salada überquerten wir den Salar de Chalviri, die Laguna Blanca, welche wir abenteuerlich umrundeten und der Laguna Verde. Wwau!

Die Laguna Verde 4'349 m liegt am Fusse der Vulkane Lincancábur und Juriquez. Ab 11.00 Uhr vollzieht sich ein einmaliges Naturschauspiel. Durch den Sonneneinstrahlwinkel und die Reaktion des pflanzlichen Planktons in Verbindung mit dem hohen Blei-, Kalzium- und Schwefelgehalt schimmert die vorher kristallklare Laguna auf einmal aquamarin.

Bei der Laguna Colorado 4'295 m brüten die sehr seltenen Andenflamingos sowie die kleineren James-Flamingos. Das Wasser ist aufgrund kupferhaltiger Mineralien rötlich gefärbt, doch man sieht auch Algengrün und weisse Borax-Inseln. Zusammen mit dem Blau des Himmels und dem gelbfarbigen Andengras eine tolle Farbpalette, deren Leuchtkraft von der Tageszeit bestimmt wird.

Halt bei der Laguna Cachi, bei welcher heisser Dampf hochstieg, der Laguna Ramaditas, welche wir umrundeten und der Laguna Honda bei der wir übernachteten. Vorbei an der Laguna Chiara Kkota, Laguna Hedionda wo es wieder 100erte Flamingos gab zur Laguna Cañapa zum Übernachten. Eine echte Herausforderung war der Weg zur Laguna Chulluncani auf 4'468 m. Wir fuhren die „Lagunas de Joyas“. Anschliessend ging es wieder zurück nach Uyuni.

Wir waren immer über 4'000 m und die Luft wurde schon manchmal knapp und in der Nacht war es meistens unter null Grad. Unsere „Cajita“ schnaufte ordentlich. Einmal fiel die Heizung aus und beim Abwasserschlauch hing ein Eiszapfen, der Kühlschrank verabschiedete sich endgültig, warum auch immer und es rauchte heftig aus dem Heizungsauspuff. Dafür schafften wir die unterschiedlichsten Strassenabschnitte. Vielspurig, sandig, steinig, mit Geröll, wie auf einem Acker, rauf und runter, die ganze spektakuläre Palette, aber toll und einmalig. An uns vorbei flitzten sehr viele Touri-Jeeps mit bis zu 6 Personen im Auto... Wie sind wir glücklich mit dem eigenen Mobil hier zu sein um all dies zu geniessen. So durften wir die Flamingos beobachten. Zum Übernachten stehen alle in Mitten der Lagune nah zusammen. Nach dem Sonnenaufgang fliegen sie dann in kleinen Gruppen an ihre Futterplätze am Uferrand.

820 km war die ganze Lagunenrundfahrt und wir verbrauchten 15 l Diesel pro 100 km. Wir empfehlen auch hier grobe Reifen, 4x4 und Untersetzung.

Wiederum in Uyuni schliefen wir wie Murmeltiere. Beim Frühstücken kamen dann viele bunt gekleidete Marktfrauen. Zwei von ihnen quetschten sich zwischen uns und ein argentinisches Wohnmobil. Heute war der letzte Tag der Rekruten des Regiments 4. Sie feierten das Ende der 8-monatigen Dienstzeit. Hier rücken sie mit 17 Jahren ein, absolvieren ihre Dienstzeit und haben anschliessend bessere Weiterbildungsmöglichkeiten. Nicht allen ist es möglich so eine Militärausbildung zu absolvieren. Am Abend dann ging die Party so richtig los. Bis morgens um 5.00 Uhr feierten sie und anschliessend begrüssten die Hähne den neuen Tag. So wurde es Zeit weiter zu fahren.

Drei Tage befuhren wir den Salar de Uyuni. Was für eine weite topfebene Landschaft. Sandhosen zogen an den Rändern auf und feines Salz flog umher.

Hohe Berge und Vulkane umrundeten den Salar und kleine Inseln stehen mitten drin. Viele mögliche Spuren führten an verschiedene Orte. Wir aber besuchten zuerst die Isla Incahuasi welche ein aus versteinerten Korallen bestehender Felsklotz ist. Hier wachsen bis zu 10 m hohe Kaktusse welche bis über 1000 Jahre alt sind, denn die Kaktusse wachsen nur 1 cm im Jahr. Kurze Mittagspause und weiter fuhren wir an der Isla Pescado vorbei zur Isla Tortuga 3'668 m. Hier blieben wir und standen ganz alleine auf der Insel. Herrlich. Zwar sanken wir zuerst etwas ein, konnten dann aber am Ufer auf festerem Grund stehen. Fredy sputete sich den Sonnenunter- wie auch den Sonnenaufgang zu fotografieren. Da geht alles ganz schnell. Anderntags gab es einige Fotoaufnahmen. Zuerst fuhren wir zum 5'400 m hohen Vulkan Tunupa, den man auch alleine besteigen könnte und anschliessend zur Isla Pescado. Es ist schon ein spezielles Gefühl über diesen 10'000 qkm grossen Salar zu fahren. Er soll auch der grösste Salzsee der Welt sein und besteht aus ca. ¼ der Grösse der Schweiz.

Nun ging es zu einem Kaffeehalt in das schöne Salzhotel „Palacio de Sal“. Vieles ist aus Salz gebaut und an einigen Stellen sah man schon, dass das Salz an einigen Stellen nagt. Auch in Colchani wird vieles neu- oder ausgebaut mit Salz-, Natur- oder Backsteinen. Früher wurden hier Blöcke von Salz herausgehauen und weiterverarbeitet, aber der Tourismus hat auch schon seine Wurzeln geschlagen. Viele Zimmer und auch Verkaufsläden werden gebaut und diverse Touren angeboten.

Bei der Waschanlage in Uyuni liessen wir unsere „Cajita“ verwöhnen. Alles wurde gründlich abgespritzt, mit Seife gewaschen, Innenkabine gereinigt und die Kreuzgelenke geschmiert. Alles für 70 Bolivar, etwas mehr als Fr. 10.-.

Zum letzten Mal standen wir auf unserem bekannten Stellplatz und stellten fest, dass auch die Heizung wieder funktionierte.

Im Salar de Uyuni waren wir 3 Tage, fuhren 311 km und verbrauchten 15 l pro 100 km. Es war interessant auf diesem Salar zu fahren, die schönen verkrusteten Felder zu sehen und sich einfach treiben zu lassen.

Auf der gut ausgebauten R 30 gelangten wir direkt nach La Paz. Es werden auch Masten für die Telekommunikation aufgestellt. Bis zu 4 Stück nebeneinander...

In La Paz gingen wir dann unsere Baustellen an. Neue Batterie für den Innenraum und einen Kühlschrank besorgen. Dazu mussten wir ins Zentrum von El Pedro. Mit dem Taxi fuhren wir zu der Batterien-Strasse. So fanden wir das Gewünschte und erfreuten uns an dem Kauf. Zu Hause stellten wir aber fest, dass es eine falsche Batterie war. Also ging es am nächsten Tag nochmals hoch. Der Besitzer sagte dann, dass es hier keine Gel-Batterien gebe. Wir nahmen dann eine geschlossene normale Batterie mit, welche dann auch passte.

In El Pedro, inmitten der Stadt von La Paz, steht das berühmt berüchtigte Gefängnis. Es umfasst einen ganzen Strassenblock, eine Stadt in der Stadt, sogar mit eigener Fussballmannschaft. Ursprünglich als Männergefängnis vorgesehen, leben hier die Hälfte mit ihren Familienangehörigen. Seit ein Fernsehteam aus Europa heimlich einen Film über San Pedro machte und ein Australier ein Buch veröffentlichte, ist ein Besuch für Touristen nicht mehr möglich.

Nun zum Kühlschrank. In einem anderen Strassenzug gab es Kühlschränke. Überall war Markt und wir schlängelten uns zwischen vielen Ständen voller Berge von Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten, Früchte etc. durch. Ein unglaubliches Gewusel. Da fanden wir dann auch einen passenden, der genau Platz unter unserem Tisch hat, bestellten aber zusätzlich bei Tartaruga noch eine neue Leiterplatte für den defekten Kühlschrank. Diese wird uns dann Silvia nach Kolumbien mitbringt.

Als Abschluss berichte ich euch noch von unserem Ausflug zur: „Cholitas Wrestling“-Show. Das war vielleicht ein Spektakel. Cholitas nennt man Frauen mit ihrer typisch bolivianischen Kleidung mit Hut. Diese Sportart ergab sich, weil sich die Frauen von ihrer häuslichen Gewalt befreien wollten. Die Akteurinnen waren zwischen 15 und 45 Jahren und trugen wunderschöne bunte Röcke. Es wurde natürlich „hart“ gekämpft mit Frauen und Männern, heftig gestikuliert und wortreich das Publikum mit hineingezogen. Selbst die Schiedsrichter waren parteiisch oder bekamen auch einmal etwas ab. Eine sehr unterhaltsame und kurzweilige Show.