14. – 19. Okt.  Teheran – Grenze

 

Was für eine Ueberraschung am Morgen vor der Abfahrt. In der Rückwand wurden uns Hicke und ein tieferer Schnitt zugefügt. Das war alles andere als erfreulich, denn jetzt mussten wir den Schnitt mit Paste zukleben bevor das Regenwasser eindringen kann. Trotzdem fuhren wir weiter, denn die Reise ging an die  Küste zum Kaspischen Meer. Die Strecke führte über eine serpentinenreiche Strasse, durch die wunderschöne Landschaft. Baumalleen und Felsalleen wechselten sich ab. Vorbei an einem Stausee gelangten wir ans Meer. Hier haben viele wohlhabendere Iraner Ferienhäuser oder Wohnungen. Auch stellen sie überall Vergnügungspärke hin. Aber zur Zeit ist nichts mehr los.

 

Das Kaspische Meer ist mit 386‘400 km2 der grösste Binnensee der Erde und übertrifft die Fläche Deutschlands. Es wird von Wolga, Ural, Atrak, Kura und anderen Flüssen gespeist. Sein Salzgehalt beträgt durchschnittlich 1,1 bis 1,3 Prozent. Seit 1978 steigt der Seespiegel stetig an. Anhaltende geologische Aktivitäten am Boden könnten den Wasserstand ansteigen lassen. Der Spiegel des Kaspischen Meeres liegt bei etwa 20 Meter unter dem Meeres-spiegel.

 

Die Küstenstrasse war sehr belebt und es wurde überall gebaut. Vor allem erstellen sie viele Hotels. In der Nähe von Ramsar standen wir nahe der Küste und sahen wie viele Fischer gemeinsam das grosse Fischernetz einzogen. Etwa 100 kg Fische waren im Netz. Am Abend genossen wir dann ein leckeres Fischessen. Am nächsten Tag fuhren wir mit der Seilbahn 700 m zu einem Aussichtspunkt hoch. Da es nieselte sahen wir leider nicht so viel. Aber es ist schon spannend im Iran mit einer Seilbahn zu fahren. Um 9 Uhr war die Abfahrt geplant, los ging es aber erst um 10 Uhr. Es gibt im Iran auch viele „schlafende Polizisten“. Das sind üble Bodenschwellen. Wir können da nicht einfach darüber brausen, sondern schalteten auf 20 kmh hinunter und nachher wieder hoch. Mach das einmal über „1563“ mal. An der Küstenstrecke reiht sich Dorf an Dorf und in jedem Dorf hat es solche Schwellen. In Rusht kamen wir zu allem noch in der Mittagszeit an. Das war Hektik pur. Es war gut, dass ich gefahren bin, denn Fredy wäre bestimmt ausgerastet. Es wurde gedrückt, gedrängelt und abgewürgt! Aber welch ein Wunder, wir bekamen keinen einzigen Kratzer ab.

 

Beim Parkplatz-Stellplatz des Hotels in Astara angekommen erfuhren wir, dass hier gleich zwei Hochzeiten gefeiert werden. Laut ging es zu und her, aber um 22.00 Uhr war alles schon wieder vorbei. Es erstaunte uns, dass die Braut keinen Tschador trug, denn hier ist alles wieder schwarz gekleidet. Ein junger Bursche der Gesellschaft fragte, wie wir denn das mit der Kopfbedeckung finden. Wir sagten ihm unsere Meinung, worauf er uns fragte, warum wir denn überhaupt in den Iran gekommen sind. Ob wir keine Muslime seien. Wir antworteten ihm, dass wir eine andere Kleiderordnung haben und wir Freude an den Begegnungen mit den Menschen im Land haben und uns das Land gefällt. Der war etwas über 20 Jahre alt…  Iris lud die Gruppe noch zum Geburtstag ins Restaurant ein. Es war wieder einmal richtig schön.

 

An vielen Verkaufsständen und neu gebauten Häusern vorbei, kamen wir auf eine sehr schöne Hochebene. Jetzt ist Kartoffelernte und die Leute verkauften ab Lastwagen ihre 20 kg Säcke. Wir kauften auch einen. In der grossen Hitze mussten wir das gekaufte Gemüse jeweils  schnell verwerten, denn es war nie lange haltbar. Ich hoffe, dass wir die Kartoffeln auf der Heimreise noch gebrauchen können.

Jetzt ist die Herbstzeit angebrochen mit all ihren warmen gelb-orange-rot und braunen Tönen. Traumhaft schön. Auch gab es wieder begrünte Wiesen und Felder in höheren Lagen. Immer wieder kamen uns Picups, beladen mit Schafen oder Rinder entgegen. Wir dachten, dass ev. Albabfuhr ist. Nein, auf der Anhöhe angekommen, sahen wir einen Viehmarkt. Da wurden die Tiere entweder zur Schlachtung oder zur Weiterzucht ver- oder gekauft. Ein heiteres Treiben. Und auf  2000 m Höhe konnte man noch gut, die im Frühjahr mit Getreide angebauten Flächen erkennen. Da hin und wieder etwas Regen fällt  ist es hier sehr fruchtbar. Ich kann mir vorstellen, dass es im Frühjahr wunderschön aussieht.

 

In Tabriz angekommen stehen wir bei einer Parkanlage beim Hotel El Goli. Gleich nebenan ist eine Moschee und viele Leute spazierten herum, waren neugierig oder wollten uns zum Essen einladen. Immer wieder werden wir zum Essen eingeladen. Wir erfuhren, dass es im islamischen Glauben erwünscht wird, den Leuten etwas zu schenken oder sie einzuladen.

 

Etwa die Hälfte der Einwohner der Provinz Ost-Azerbaijan konzentriert sich auf die Hauptstadt Tabriz, wo etwa 1,5 Mio. Menschen leben. Die Stadt liegt auf 1340 m Höhe am Nordrand des Sahand-Gebirges. Tabriz liegt in einem durch Erdbeben gefährdeten Gebiet, wobei das bisher letzte starke Beben von 1721 etwa 50‘000 Opfer forderte. Durch seine Nähe zum Kaukasus und der Türkei war es vor der Eröffnung des Suezkanals (1869) die wichtigste Handelsstadt Persiens. Bekannt ist es für seine Teppiche, die seit Anfang des 20. Jhd. in steigender Zahl an Tabrizer Händler in Europa und besonders in Hamburg exportiert wurden. Wegen seinen Verbindungen erreichten neue Techniken Persien oft über Tabriz. So wurde hier das erste iranische Telefonnetz installiert und erste Kinos, Theater und moderne Druckereien eingerichtet. Heutzutage sind Maschinen- und Textilindustrie sowie landwirtschaftliche und petrochemische Erzeugnisse die wichtigsten Einnahmequellen.

 

Besuch des Ost-Azerbaijan-Museums. Die Blaue Moschee konnten wir nicht besichtigen, weil der Hauswart, der eigentlich öffnen sollte, nicht erreichbar war.

 

Ingrids Geburtstag feierten wir zusammen mit der Verabschiedung von Sirous und Fibi. Sirous war unser iranischer Reiseleiter. Sehr zuvorkommend, kompetent und hilfreich. Sein grosses Wissen über Geschichte, Land und Leute war enorm. Es war eine Freude ihm zuzuhören.

 

Nun ging es zur Grenze. Es wird für uns Frauen Zeit dieses wunderschöne Land zu verlassen. Alle hatten wir genug von den Kleidervorschriften in dem heissen Land. Den vielen verhüllten Frauen, dem nicht beachtet werden in den Läden und der Gesellschaft und der trüben farblosen Stimmung. Wir hörten auch, dass in Isfahan ein Säureanschlag auf eine Autofahrerin gemacht wurde. Erschreckend.

 

Ein Stück fuhren wir der azerbaijanischen Grenze entlang. Der Araz bildet die Grenze zwischen Iran, Azerbaijan und Armenien. Die Häuser auf der azerbaijanischen Seite waren sehr grosszügig und schön gebaut. Sie hatten farbige Satteldächer und waren verputzt.

Um 12.00 Uhr standen wir an der Grenze und nach langwierigen Kontrollen, dem Ausfüllen des Carnets de Passage etc.,  konnten wir um 15.30 Uhr ausreisen.

 

Wir verlassen die Seidenstrasse und reisen in ein weiteres geschichtsträchtiges Land nach Armenien.