1.10. – 6. 10.  Kerman – Shiraz

 

Kerman liegt auf 1‘760 m und hat etwa 520‘000 Einwohner. Ihre Gründung wird auf den sassanidischen König Ardeshir I. (224-241) zurückgeführt. Den Verwüstungen der Mongolenzeit konnte sie entgehen und stieg zu einer bekannten Handelsstadt auf. Dies wurde auch von Marco Polo vermerkt, der hier im Jahre 1271 auf seiner Chinareise vorbei kam. Im 17. Jhd. hatte Kerman eine Blütezeit wegen des regen Indienhandels. Wichtige landwirtschaftliche Produkte der Provinz sind Datteln, Zitrusfrüchte und Pistazien. Es werden Erze abgebaut, Textilien und Teppiche hergestellt und Automobile produziert.

Besuch des aus Bruchsteinen errichteten Kuppelbaus Gonbad-e Jabaliyeh. Sie besitzt eine Doppelschalenkuppel, die möglicherweise die älteste im Iran ist.

Der Regenten-Basar hat eine gedeckte Hauptgasse von über 750 m. Im Komplex Ganj Ali Khan besichtigten wir das wunderschöne Badehaus, das jetzt ein Museum mit Wachsfiguren die Hamam-Traditionen veranschaulicht und im Teehaus tranken wir Tee zu iranischer „Hackbrettmusik“. Die Jame-Moschee glänzt durch ihre wunderbare Fliesenmosaik-ausstattung, die teilweise noch aus dem 14. Jhd. stammt.

Auch diese Stadt entwickelt sich zur Moderne. Viele Neu- oder Renovationsbauten werden mit Marmorplatten belegt. Es ist alles im Aufbruch.

Es werden zwei Routen zur Weiterreise empfohlen. Die Südroute geht zum Persischen Golf nach Bandar Abbas, da soll es sehr feucht-heiss sein, und die kühlere Nordroute in die Wüste Lut und übers Gebirge. Wir beschlossen die „kühlere“ Variante zu nehmen.

Richtung Shahdad besuchten wir den wunderschön angelegten Bagh-e Shahzadeh (den Prinzengarten) aus dem 19. Jhd. Hier steht die königliche Pavillonanlage und über die stufenartig angelegten Terrassen fliesst das Wasser. In diesem Palast hielt sich die qajarische Königsfamile auf, wenn sie Kerman besuchte. Besuch der Grabanlage des beliebten Sufi-Meisters Aramgah-e Shan Nematollah Vali in Mahan, der im 14. Jhd. gestorben ist.

In einem wunderschön mit Bäumen und einem Springbrunnen umsäumten traditionellen Coffée-Shop tranken wir Tee auf einem grossen Bettgestell, welches mit Teppich und Kissen ausgelegt ist. Die Wasserpfeife aber lehnten wir höflich ab.

Ueber das 2‘680 m hohe beeindruckende Gebirge ging’s zügig auf 330 m hinunter in die Wüste Lut, nach Shahdad. Weiter an den grossen Sandbergen vorbei, welche mit bizarr geformten Bäumen bewachsen waren,  wurde es heiss und immer heisser. Unser Autothermometer zeigte 50°. Da kann man aber noch 4° abziehen. Es war so noch heiss genug. Aber es lohnte sich sehr hierher zu fahren, denn wir stehen im Gebiet der Yardang-Formationen, die persisch Kalut genannt werden. Die Yardangs sind längliche Erosionsbildungen, die durch in eine Richtung blasende Winde aus dem Sedimentgestein herausgeschliffen wurden. Dies ist ein beliebtes Gebiet für die Fotographen. 6 Nationen standen an einem Ort. Iraner, ein Russe, Schweizer, Deutsche, Holländer und Kanadier. Bei 40° gingen wir schlafen…. . Just um Mitternacht kam ein grosser Windsturm auf. Gottseidank kein Sandsturm. Es rüttelte schon heftig und wir schlossen unsere Luken… . Zum Glück kühlte es danach etwas ab. Die Lut gilt als eine der lebensfeindlichsten Wüsten der Erde. Laut Reiseführer soll es etwa 30 km nördlich des Yardanggebiets, im Areal der mit schawrzem Lavagestein übersäten Gandom-e Beryan, den mit bis zu 71° Celsius heissesten Punkt der Erde geben.

Es lag wieder einmal eine feine Puderschicht über allem, denn wir hatten die Seitenfenster offen gelassen. Ja nun, das kennen wir doch schon. Nun hat sich auch unser Kühlschrank verabschiedet. Wir haben aber noch den funktionierenden chinesischen. Der kühlt auf Hochtouren.

Wir fuhren auf der neu erstellten Strasse übers Gebirge zurück nach Kerman. Die Erschliessung der Wüste Lut durch die neue Strasse von Shahdad nach Nehbandan ermöglicht bessere Kontrollen des Opiumschmuggels aus Afghanistan und verbessert die Sicherheit enorm.

Unser nächstes Ziel war Meymand. Da wir den Abzweiger nicht fanden fragten wir kurzerhand einen Polizisten und der begleitete uns bis zum Stellplatz. Das fanden wir schon toll und ich denke den Polizisten kam das gerade richtig. Das Höhlendorf Meymand liegt auf 2‘200 m. Alle Gebäude sind in die Böschungen eines hufeisenförmigen Gebirgstals oberhalb eines Flüsschens hineingebaut. Auf der anderen Seite des Berges pflegen sie ihre Gartenanlagen und wohnen da in einer mit Strohmatten überdachten Hütte vom Frühjahr bis zum Winter. Im Winter beziehen sie dann ihre Wohnungen und die Räume werden mit einem kleinen Ofen geheizt, welcher das Zimmer angenehm wärmt. Die Kulturbehörde unterhält in einer Höhlenwohnung eine Aussenstelle, um die 3000-jährige Geschichte des Dorfes zu erforschen. Der Schah wollte im Jahr 1951 den Leuten die Wohnungen abkaufen und da ein Waffenlager einrichten. Es wurde ihm aber abgeraten, weil sich erstens die Leute nicht kaufen liessen und zweitens das Gestein auch nicht das Ideale war. Das Dorf bestand aus einem Nord- und einem Südturm und es sollen da 7000 Menschen gelebt haben. Jetzt wohnen nur noch etwa 100 da.

345 km weiter standen wir an einem sehr schönen Salzsee und genossen die Natur und die uns umgebende Ruhe. Es kühlte in der Nacht schon recht ab und wir schliefen herrlich.

Jetzt freuten wir uns durch die grosszügig angelegten Feigenplantagen zu fahren, denn von hier kommen die ganz kleinen süssen Feigen. Sie schmecken richtig lecker und lassen sich auch gut verkaufen. Ein Kilo Feigen kostet Fr. 10.--, ein stolzer Preis.

Die Hochebene wird wieder karger und wo es bewässert wird wächst nochmals Mais. Mandel-, Feigen- und Olivenbäume säumen den Weg.

Das Oasendörfchen Kharvastan liegt mitten in einer grossen Dattelpalmen-Plantage. Ich denke die Leute leben gut von dem Verkauf dieser leckeren Früchte. Es hat viele enge Gassen und die Töfffahrer drehen ihre Runden. Die jungen Burschen fragen uns immer wieder einmal nach Alkohol. Wenn bei einer Polizeikontrolle etwas gefunden würde, gäbe das eine recht saftige Busse. Das hat uns ein anderer Womi-Fahrer erzählt, der eine Kiste Wein mitführte. So müssen wir sie immer wieder abwimmeln. Ja, und jetzt geht Fredy zum Gemüsehändler einkaufen, denn mich als Frau bedienen sie nicht gerne. Das bekam ich auch beim Olivenkauf zu spüren. Nach einigem hin und her bedienten sie mich dann doch und ich glaube, dass ich bestimmt zu viel bezahlt hatte.

Die Granatapfelernte ist im vollen Gange und an vielen Verkaufsständen werden die roten und gelben Früchte schön hergerichtet zum Verkauf angeboten.

Unser Stellplatz in der Nähe von Sarvistan war bei den Ruinen eines sassanidischen Palasts, der auf König Bahram V. Gur um 430 n. Chr. zurückgehen könnte. Wir waren fünf Womo’s, und da es über den ganzen Tag so heiss war, zeigte uns Fredy seine wunderschöne Nordlicht-Diashow.

Sirous, unser iranischer Reiseführer erzählte uns viel Interessantes über den einmal prächtigen Palast, der mit hohen Säulenbögen, Gipsstukkaturen und kunstvoll angefertigten Mosaikarbeiten verziert wurde. Die eindrückliche grosse Kuppel entstand aus der iranischen Architektur. Die Moslems haben ihre Säulen, Tore und Kuppeln aus dieser Zeit abgeschaut und übernommen.

Ich muss sagen, dass mich diese Bauwerke immer wieder zum Staunen bringen. So viele verschiedene Muster kunstvoll arrangiert und in jeder Ecke, jedem Bogen passend eingelegt, das ist wahrlich eine Meisterleistung.

In Shiraz angekommen gingen wir mit unseren Schweizer Freunden über die Gasse leckere Hühnchenbeine essen und hörten, dass auch sie auf der Südroute eine schöne Zeit verbringen durften.

PS.  Korrektur; die Männer tragen keine Kurzarm- sondern Langarmhemden.