10.10. – 16.10.17  Peru 4

                                   La Paz BO – Cusco PE

 

Wir verlassen La Paz endgültig und verabschiedeten uns von Andreas und Oskar, die wir bestimmt wieder einmal treffen. Alles ist repariert und funktionstüchtig. Mit dem Kühlschrank unter dem Tisch wurde es zwar enger, dafür kühlt er recht gut. Spektakulär fuhren wir einmal mehr durch El Alto neben den 2-3 spurig, auf Kundschaft wartenden Bussli vorbei. 

Entlang der Cordillera de La Paz, fuhren wir auf der F2 Richtung Copacab. Die lang andauernden Demonstrationen in dieser Gegend hatten sich glücklicher weise aufgelöst und alles war wieder passierbar. Die Leute wollten nämlich ihren Bürgermeister absetzen. In Huarina bogen wir Richtung Titicacasee ab und in San Pablo de Tiquina setzten wir mit einer sehr einfachen lotterigen Holzfähre über nach San Pedro de Tiquina. Die Fähre besteht aus langen Holzbrettern mit breiten Zwischenräumen und wird mit einem besseren Rasenmäher-Motor betrieben. Ein Mann ist dafür zuständig. Ein grosser Bus und wir hatten just Platz und ein mulmiges Gefühl kam auf. Die Busspassagiere transportierten sie mit einem anderen Boot, denn das „Fähr-Bootli“ schwankte schon ordentlich.

Tiefblau schien der Titicacasee, kleine Wellen spielten im Wasser und wir stiegen auf guter Asphaltstrasse über 4’260 m. Fantastische Aussicht auf dieser Seite des Sees und viele Eukalyptusbäume säumen den Weg zur Peninsula Copacabana. Da wir nicht in der engen Stadt übernachten wollten fuhren wir auf der Carretera Yampupata durch kleine Weiler und Eukalyptuswald zu einem tollen Aussichtspunkt auf 3’915 m. Ein alter Hirte kam mit seinen Lamas vorbei und wollte natürlich etwas für’s Fotografieren...

Die Peninsula Copacabana ist wunderschön, hügelig und terrassiert für Tiere und Gärten. Auch wird hier wie vor 100 Jahren auf dem Feld gearbeitet. Mit einem krummen schweren Lochstab gruben sie Löcher für die Kartoffeln. Die harten Schollen wurden mit Pickel und allem möglichen bearbeitet.

Wieder auf der F2 fuhren wir nach Kasani zur Grenze wo die Ausreise schnell abgewickelt wurde. Bei der Einreise nach Peru merkte der Zöllner, dass unsere Versicherung gerade seit einem Tag abgelaufen war. Leider erhielten wir unsere neu gemachte Versicherung noch nicht, somit hatten wir ein kleineres Problem. Wir sollten in einer nächsten Ortschaft eine Versicherung abschliessen und anschliessend nochmals vorbei kommen... Der Zöllner meinte, dass er vielleicht eine andere Lösung für uns hätte...  Er hatte, und Fredy musste alleine in den Nebenraum gehen! Dann bekamen wir die nötigen Einfuhrpapiere.

Über die PU130 erreichten wir Chacachaca, fuhren auf der PE3S weiter Richtung Juliaca und sahen immer wieder Schafe, Esel und Säuli welche angebunden auf den Feldern grasen. Alles ist eben, einfach und sehr bescheiden. Acker-, Landwirtschaft, Büschelgras und Sumpflandschaft wechselten sich ab. An einem Ort wurden Seile hergestellt an einem anderen Schilfmatten zusammengebunden. Einige km nach Paucarcolla bogen wir in die PU119 Richtung Peninsula Capachica, denn wir wollten von da zu den „schwimmenden Inseln“ der Uros fahren.

Bei Capachica befuhren wir die Naturstrasse zum „Camp Titicaca“ in Chifron. Da gibt es einen schönen Badestrand. Der Camping wird von einer Familie mit ihren Kindern betrieben. Sie leben schon seit über 20 Jahren hier und die Männer gehen auf Fischfang. Sie fischen vor allem die 6 – 8 cm langen „Isbi’s“ mit ihren nur etwa 20-30 cm breiten Fischernetzen. Die Fische werden auf der Wiese zum Trocknen ausgebreitet, mit einem Strauchbüschel gewendet und anschliessend nochmals auf Plastiktücher verteilt. Das war vielleicht ein Schauspiel. Die getrockneten Fischli verkaufen sie an Restaurants oder privat. Man kann sie frittieren oder mit Gemüse und Kartoffeln zusammen kochen. Für 1 kg getrockneter Fischli bekommen sie knapp 1.--. Wir assen da auch eine leckere Forelle und mit den Kohletabletten hatte sich auch das wieder erledigt. Ein verrückter Ort.

Wieder über Capachica fuhren wir auf die andere Seite der Insel zur „Casa Valentín“ vor Llachón. Mit unserem kleinen Mobil konnten wir den engen steilen Weg hinunterfahren, grössere könnten sich an den See weiter vorne stellen. Es gibt aber auch 3 sehr schöne Doppelzimmer mit WC/Dusche. Señor Valentín organisierte für uns eine Bootstour zu den „Islas Flotantes“ am nächsten Tag. Übrigens ist die ganze Gegend sehr authentisch und die Frauen tragen auf den Hüten kleine „Ponpons“. Die Adobehäuser sind gepflegt und alles ist sauber.

Um 8.00 Uhr standen wir am Steg und erwarteten unseren Kapitän. Mit einem Holzboot fuhren wir, nach Reparatur der Motoranziehleine, zu der Isla Flotante Uros Titino. Wir waren alleine und so bekamen wir einen tollen Einblick in das Leben dieser Leute. 5 Familien (15 Personen) leben auf dieser 90 qm grossen Strohinsel.

Das Volk der echten Uro ist heute ausgestorben. Sie waren das wildeste Volk im Inkareich und hatten eine sehr dunkle Haut. Die Inka konnten die Uro nie unterwerfen, da sie sich bei Auseinandersetzungen immer auf ihre Schilfinseln im Titicacasee zurückziehen konnten. Heute versuchen einige Familien diese Tradition aufrecht zu erhalten. Leben aber vorwiegend vom Tourismus. Sie erklärten und zeigten uns ausführlich wie sie hier leben.

Aus dem Totora-Schilf bauen sie ihre Inseln, Schilfhütten und Boote. Auch können die jungen Schilfstengel gegessen werden. Die Totora-Inseln werden aus verschnürten Schilfrohrbündeln gebaut. Sie müssen ungefähr alle sechs Monate ausgewechselt werden, da sie sich mit der Zeit mit Wasser vollsaugen, schwerer werden und sinken können. Von ausgewachsenem Totora werden die Wurzeln verwendet und zu Blöcken von bis zu acht Quadratmetern zusammengebunden. Auf diesen wird anschliessend schichtenweise Totora gestapelt, bis die schwimmende Insel einen Tiefgang von ca. 80 cm erreicht hat. Auf die erhöhten Inselflächen bauen sie dann ihre bedachten Schilfhütten. WH Leben tun sie von Fisch- und Vogelfang und heute auch vom Tourismus.

Wir durften auf einem Totora-Boot, ohne Motor, eine kleine Runde fahren. Früher bestand so ein Boot nur aus Schilf. Ein Monat wurde für den Bau benötigt und brauchbar war es nur etwa ein Jahr. Heute füllen sie die Schilfrollen mit 5’000 Coca-Cola Flaschen, so hält es doch 2 Jahre. Natürlich haben sie jetzt auch Motorboote. Sie kochten für uns eine leckere Suppe und Kingfisch mit Kartoffeln.

Am nächsten Morgen trafen wir viele Leute welche ihre Tiere auf die Weide führten. Zuvorderst geht immer der Esel, an den wird die Kuh und das Kalb angebunden, dann kommen die Schafe und zuletzt die Hirtin. Die Menschen sind sehr stark von Wind und Wetter und ihrem harten Leben gezeichnet. Die Haut ist ausgetrocknet und die Zähne teilweise ausgefallen oder stehen kreuz und quer. Alle Frauen aber tragen irgendetwas auf dem Rücken, ihre Kinder, Lasten oder Sonstiges. Oft sahen wir auch alte Frauen, barfuss die irgendwo unterwegs sind. Aber bei allen ist eines gemeinsam, sie haben ein Handy....

In der Nacht regnete es stark und die Naturstrasse PU118 ist rot und die Löcher voller Wasser, aber ein Segen für die zu bearbeitenden Felder. Überall wurden jetzt die Felder mit allen Familienmitglieder bestellt. Mit dem Rindergespann wurde geeggt und hinterher liefen die Frauen mit dem Saatgut. Allerlei Korn und Bohnen wurde gepflanzt. Alles ist dreckig und nass und trotzdem hocken sie sich überall hin. Beim Fahren mussten wir aufpassen, dass wir nicht ins Rutschen kamen. Eine sehr schöne, bescheidene und ärmliche aber saubere Gegend. In grösseren Dörfer lag dann wieder überall Schutt herum. Sogar auf dem Titicacasee gab es „Plastik-Enten“.

Was uns sehr erstaunte waren die vielen neuen Tankstellen vor und nach Pucara. Im Ort selber wird unwahrscheinlich viel gebaut. Es boomt hier überall. Wir suchten einen Übernachtungsplatz und fuhren bei Ayavici Richtung Canyon Tinajani. Wwou, was für ein tolles Gebiet. Farbige und ganz markante Felsformationen stehen hier. Keine Autos mehr, nur noch Motorräder. Damit transportieren sie aber alles Mögliche. Milchkannen, eine 4köpfige Familie, eine Familie mit einem Kind vorne und dem Kinderfahrrad hinten etc. Man richtet sich ein. In der Nacht blitzte und donnerte, regnete und schneite es. Gut standen wir auf dem Trockenen, wollten wir doch zuerst an den Fluss hinunterfahren. Da wären wir bestimmt stecken geblieben.

In dieser eher einsamen Gegend sahen wir viele rote Backsteinhäuschen. Es stellte sich heraus, dass es von der Regierung gespendete WC/Duschhäuschen sind. Die Landbevölkerung in dieser Höhe bekam so sauberes Wasser, die Hygiene verbesserte sich und es entstehen keine Krankheiten mehr.

Mystisch ging es weiter. Dampf stieg von der Fahrspur auf und der Nebel hing teilweise tief, dazwischen die verzuckerte Gegend mit weidenden Lamas. Nun sind wir wieder auf der PE3s und die grossen Touri-Busse machen ein Rennen von Sicuani nach Cusco... Nirgends auf der Höhe bis 3'950 m sahen wir Kamine. Es gibt auch kein Holz zum Feuern. Wir denken, dass sich die Leute an dieses Klima gewöhnt haben oder aber Gasflaschen kaufen. Die Kinder bauten Schneelamas und Schneemänner, alle sind beschäftigt und die Frauen schauten etwas eigenartig als Fredy diese fotografierte.

Auf dem 4’470 m hohen Paso La Raya konnte man wieder allerlei Handarbeiten kaufen. Auf der anderen Seite dann war das Klima wieder milder und die Pflanzen gedeihen gut. Nun sahen wir, dass es noch eine andere Möglichkeit gibt einen Zaun zu bauen. Ein Teerhersteller stellte nämlich sämtliche leeren schwarzen Fässer um sein Gelände.

Halt, Stopp! In Combapata steht ein Plakat, dass man hier Meerschweinchen essen könnte. Auf der anderen Strassenseite brutzelten sie vor sich hin. Das ist doch die Möglichkeit einmal eines zu Probieren. Mit würzigen Kräutern wurden sie an langen Spiessen über dem Feuer gegrillt und schmecken nicht schlecht. Makaber ist es aber schon, wenn dich beim Essen der Kopf anschaut. In dieser Gegend ist das eine Delikatesse, für uns eher gewöhnungsbedürftig...

In dem sehr schönen enger werdenden Tal wird stark Eukalyptuswald aufgeforstet und auch verarbeitet. Waschtag war wieder einmal und an einer Leine bei einem Haus war die eine Hälfte mit Wäsche, die andere mit Fleisch behangen. So trocknet beides miteinander...

Endlich in Cusco angekommen fuhren wir zum „Camping Quinta Lala“. Natürlich auf kürzestem Weg. Schon falsch. Die enge sehr steile nasse Strasse verengte sich zusehends und ein Herr sagte, dass es hier nicht weitergeht, ausser wir würden noch die Treppe nehmen. Wir fuhren etwas zurück und bogen li in einen besseren Weg. Gut gibt’s 4x4 und Untersetzung.

So, nun freuen wir uns wieder einmal auf einen Eintrag im Gästebuch oder ein Email von euch.