17.6. - 29.6.2017        Paraguay

 

Paraguay ist ein Binnenland Südamerikas und liegt im Zentrum des Kontinents. Bolivien, Brasilien und Argentinien sind die Nachbarländer und der Rio Paraguay teilt das Land in zwei klimatisch unterschiedliche Teile. Ost-Paraguay hat bewaldete Hügelketten und grosse, flache mit Palmen bestückte Weideflächen sowie Sumpflandschaften. West-Paraguay mit dem Trans-Chaco-Highway ist etwas ganz Spezielles. Im niederen Chaco prägen mit Palmen durchsetzte Weiden und Sumpflandschaften das Landschaftsbild, im mittleren Chaco gibt es Dornbusch, Kakteen und Sukkulenten, im Norden wird alles trockener und sandiger. In Paraguay leben noch 17 verschiedene indigene Gruppen. Franziskaner und Jesuiten gründeten ihre Reduktionen und im Jahre 1927 siedelten sich die ersten Mennoniten im Chaco in Loma Plata an.

 

Wer suchet der findet!

Heute wollten wir nach Paraguay über die Grenze fahren. Aber leider ging das nicht so schnell, denn über Nacht waren wir ordentlich eingesunken und ich organisierte Hilfe. Ein netter Herr mit einem Traktor zog uns aus unserer ersten misslichen Lage.

Bei Clorinda überquerten wir die Grenze. Den quirligen Zoll passierten wir in ¾-stunden ohne Probleme. Viele Geldwechsler wollten natürlich die Gunst der Stunde nutzen. Jetzt kam Hektik auf, alles wurde bunter und geschäftiger. Wir erreichten Assuncion und gerieten in dichten Verkehr und verpassten prompt den richtigen Abzweiger. So durchfuhren wir einige zusammenhängende Städte bis wir glücklicherweise den richtigen Weg nach Altos, zu René und Marion im Camping „Hasta la Pasta“, völlig gestresst fanden. Der sehr schöne Campingplatz über dem Lago Ypacarai lud richtig zum Verweilen ein. Es lohnt sich da eine Pause einzuschalten und die hervorragende Hausmannskost von Marion mit den selber hergestellten Nudeln von René zu geniessen. Bei längerem Verweilen könnte man auch einen Sprachkurs organisieren.

Wir warteten auf besseres Wetter und fuhren dann den Trans-Chaco-Hithway R9. Heute war Waschtag angesagt, überall hing die Wäsche an Zäunen oder sonstigem. Rasen mähen und gleichzeitig Mate-Tee trinken ist hier überall möglich. Den trinken die Paraguayer überall, sogar beim Einkaufen. Obwohl wir jetzt über sandigere Pisten fuhren, glänzten die Böden der Häuser um die Wette und bei einem Haus stand sogar ein Flugzeug im Garten. Auf der Strasse begegneten uns Ochsenwagen und Gautchos und die kommenden Holzhäuser wurden mit Plattenstücken oder Steinen, welche die Leute an der Strasse kauften, verziert. 

Der Trans-Chaco-Highway zog sich ordentlich hin und die riesigen Rinderherden standen mit verschiedensten Vögeln immer noch im Wasser. Viele LKW’s mit Anhänger voller Rinder zogen an uns vorbei und hinterliessen eine grosse Staubwolke. Die Leute erzählten uns, dass die meisten Unfälle bei solchen Staubwolken entstehen. Vor allem wenn kein Wind weht. Sie fuhren zu Schlachthöfen oder mit den Jungtieren auf andere Estancien zur weiteren Aufzucht. Das ist ein Gewinn bringendes Geschäft, wird doch das meiste Fleisch nach Europa, Russland und China geliefert. Die Europäer nehmen hauptsächlich die guten Stücke, die anderen Länder alles. Weil die Tiere oftmals schlecht behandelt wurden installierten die Schlachthöfe Überwachungskameras, somit verbesserte sich einiges. 

In Paí Pukú durften wir mit dem Schulleiter die aus Palmenstämmen gebaute katholische Mission besichtigen. Hier erhalten die aus dem Einzugsgebiet stammenden indianischen Kinder eine soziale und schulische Bildung. Das angeschlossene Internat nimmt Mädchen und Jungen vom Kindergarten bis zum 18. Lebensjahr auf. In den 3 letzten Jahren werden die Jugendlichen in der Schreinerwerkstatt, Näherei, Käserei, im Gartenbau, in der Hauswirtschaft und als Coiffeuse ausgebildet. Die jungen Leute im dritten Lehrjahr schreinern allerlei Möbel und Gegenstände und die Schneiderinnen verschiedenste Kleidungsstücke im Auftrag und für den Verkauf. Eine Schweizer Delegation zeigte ihnen wie man eine Käserei einrichtet und den Käse herstellt. Nun produzieren sie die leckere Mischung aus Gruyerzer und der einheimischen Sorte vorwiegend für den Eigenbedarf. Es beeindruckte uns ausserordentlich was alles gelernt und wie unterrichtet wurde. 

Wo wollen wir den übernachten? Kurz entschlossen fragten wir bei der Estancia Margerita. Señor Luis entschied, dass wir keine „schlechten Menschen“ sind und lud uns auf seine Estancia ein. Es stellte sich heraus, dass wir am nächsten Tag unseren Hochzeitstag und er seinen Geburtstag feierte. Nach der ausgiebigen Gratulation beschenkte er uns noch mit einigen Mandarinen und Pomelos. Eine wunderbare Begegnung.

Die Palmen wurden niedriger und ganz nah an der Strasse sahen wir die scheuen wunderschönen Jaribus. Jetzt sind die Häuser wieder aus Ziegelsteinen und es stehen rauchende Köhleröfen rund herum. Wir erfuhren, dass die Indios die Holzkohle herstellen dürfen und so die Möglichkeit bekamen etwas zu verdienen.

Um unseren Tag gebührend zu feiern stellten wir uns hinter das Hotel Florida. Da gibt es ein Schwimmbad und vor allem einen schönen Garten wo man hervorragend Essen konnte. Die Leute sind sehr zuvorkommend und das Hotel schön gebaut.

Nun kamen wir in die Chaco-Kolonien der Mennoniten. Loma Plata, Filadelfia und Neu-Halbstadt sind die drei Zentren der Mennoniten-Kolonien. Beim Besuch des Museums in Fernheim erfuhren wir die ganze Geschichte dieser Bewegung. Ihre Ursprünge sind in der Schweiz um 1525 in der „Täuferbewegung“ zu suchen. Ab 1545 nannten sie sich „Mennoniten“, nach ihrem ehem. Katholischen Priester Menno Simons (1496-1561). Wegen ihrer Glaubensprinzipien vertrieb man sie immer wieder und so kamen die einten über Holland, Norddeutschland, Polen und Russland oder Kanada nach Paraguay. Die traditionellen Mennoniten leben im Osten, arbeiten hart und immer noch viel von Hand. Sie leben einfach und tief in ihrer Religion verwurzelt. Die offeneren arbeiten moderner und kamen schnell zu Wohlstand. Sie handeln mit Rindern, haben grosse Milchbetriebe und Schlachthöfe, führen Hotels, geben Kredite, betreuen Indios, unterhalten Einkaufszentren, haben Krankenstationen, bieten Versicherungen an, sind zuständig für die Landverwaltung etc. und sind in allen Ministerien vertreten.

Auf dem Weiterweg zur „Estancia Loningo“ von Hansueli und Barbara verfuhren wir uns recht. Unser GPS gab den Geist auf und Gott sei Dank war es erst früher Nachmittag. Alles war sandig und bei Regen gibt es da kein Durchkommen mehr. Die mit Dornengestrüpp bewachsenen Borte versteckten die grossen Estancien und als wir nach dem Weg fragten wurden wir „deutsch“ angesprochen aber keiner wusste so richtig Bescheid. Die ca. 1,5 m lang Boa hat uns auch weiterziehen lassen und vor dem Sonnenuntergang erreichten wir dann unser Ziel. Jetzt durften wir eine richtige Estancia mit Klein- und Grosstieren besuchen. Die verschiedenen Rinderherden werden in Geschlecht und Alter und Kälber mit ihren Müttern getrennt gehalten. Wasser ist hier im trockenen Chaco rar. Die Farmer speichern das Regenwasser in spezielle mit Erde überdeckte Wasserreservoirs. Dieses wird zum Eigengebrauch und für die Tiere genutzt.

Am nächsten Tag trennten sie die 7 bis 9-monatigen Kälber von ihren Müttern. Einige behielten sie selber, andere wurden zum Verkauf aussortiert, gewogen und anschliessend auf den Transporter verladen. Hansueli hat eine ausgeklügelte Behandlungs- und Aussortierungseinrichtung aus Holz erstellt. So lief alles perfekt ab. Danke nochmals für die gemeinsame schöne Zeit auf eurer Estancia.

Weiter besuchten wir die Schweizer Gemeinde in Rosaleda. In Mariscal Estigairibia bogen wir wieder in eine Sandstrasse und der Rindertransport nahm wieder zu. Eigentlich erwarteten wir ein Dorf. Dem war aber nicht so, denn hier haben alle einen mehr oder weniger grossen „Blätz“ Land erworben. Wir durften beim zukünftigen Hotel Suiza bei Renato stehen und wurden gleich zum Stammtisch eingeladen. So lernten wir Aschi, Arthur, Marcel, Cecilia und andere kennen. Aschi hat einen wunderschönen Baum-, Kräuter- und Pflanzengarten den wir sehr bewunderten. Selber stellt er Tinkturen, Wässerchen und Honig her. Arthur betreibt ein Lädeli und stellt seinen Garten für die Treffs bereit. Marcel ist ein Mann für alle Fälle. Er besitzt eine grosse gut eingerichtete Werkstatt und hat allerlei anzubieten. Schmieden, schreinern, Strassen flicken, Autos reparieren usw. Diese drei gehörten zu den Ersten Auswanderer, welche Aschi über die Zeitschrift „Tierwelt“ organisierte. 1'800 Personen wurden angeschrieben, viele interessierten sich aber die einten eigneten sich nicht, andere unterschätzten das Alleine sein oder die Distanzen, das Wetter und die Hitze. So zogen einige weiter andere wieder zurück in die Schweiz. Dass es viel für ein funktionierendes Miteinander braucht ist auch nicht selbstverständlich. Aber ich bin zuversichtlich, wenn es mit dem Hotel „Suiza“ klappt ist wieder ein weiterer Schritt getan. Es gibt einen kleinen Friedhof und eine Schule die von 6 Kindern unterschiedlichstem Alter besucht wird. Die Lehrerin spricht nur Spanisch und ist voller Elan. Nun montierten wir unser Moskitonetz, denn die kleinen Biester haben uns doch noch gefunden. Den interessanten Tag lassen wir bei Renato ausklingen und wünschen ihm viel Erfolg!

Es war bedeckt und nicht mehr so heiss. So fuhren wir auf dem eher langweiligen und sandigem Camino Picado 500 a Pozo Hondo. Einige kleine Gürteltiere, Reifenschlangen, Büchsenkäfer und Lumpentiere begegneten uns. Aber dann...., dann kam bei Infante Rivarola die Teerstrasse! Super und die beiden Grenzposten für Aus- und Einreise Paraguay-Bolivien waren an einem Ort. Auch die Papiere für das Auto wurden da erledigt.

Zum Schluss noch: Die Regierung spendete den Indios einen Traktor. Die Medien waren vertreten und der Minister hielt eine schöne Rede. Am Nachmittag kam dann der „Tiefgänger“ und lud den Traktor wieder auf.....