16. – 18. Nov.  Efes – Alexandroupolis

 

Jetzt haben wir doch hin und wieder etwas diesiges Wetter. Angenehm warm ist es zwar immer noch. Ihr könnt bestimmt zu Hause schon haufenweise Mandarinen kaufen, wir aber durchfahren jetzt diese grossen Plantagen. Die meisten Bäumchen hängen noch voller reifer Früchte.  Auch Oliven soweit das Auge reicht. Ganze Berghänge sind mit diesen Bäumen angepflanzt. Ich weiss allerdings nicht ob und wem die gehören, und ob alle Bäume Früchte tragen und die geerntet werden. Auf jeden Fall sind diese schöner anzuschauen als die unzähligen Treibhäuser. Es war gut, dass wir am Sonntag Izmir passierten, weil alles wieder sehr beengend wirkte. Dafür hatte es nicht so viele Autos. In Ayvalik fuhren wir durchs Dorf Richtung Meer. So lange, bis es nicht mehr weiter ging. Auf der Naturstrasse gelangten wir dann an eine Lagune, die voller Flamingos war. Ein  wunderschöner Anblick. Bei einem Bierchen und Pistazien genossen wir die herrliche Ruhe. Auf einmal kam eine Krähe angeflogen. Die wollte doch tatsächlich auf meinem Kopf landen um sich ein paar Nüsse zu schnappen. Das war vielleicht ein Schreck.

 

Uebrigens unsere Iraner-Kartoffeln, die wir brauchen müssen weil nur die obersten zwei Lagen gut aussahen und die unteren kleiner und verlöchert waren, schmecken sehr lecker.

Wir fuhren nordwärts an der Küste entlang und kamen dann in ein uriges etwas verwildertes Hinterland. Auch hier wieder fast alles 4-spurig. Der Türke erzählte uns, dass es im Interesse von Erdogan sei, so viele gut ausgebaute Strassen wie möglich zu bauen… . Woher kommt denn das Geld dazu? Eine Möglichkeit sind bestimmt die hohen Steuerabgaben auf alles notwendige, so z.B. auch vom Diesel. 80 % vom Dieselpreis werden als Steuergeld eingezogen.

 

Unser Weg führte Richtung Canakkale. Hier wollen wir die grossen „Pötte“ (Frachtschiffe) sehen, wie sie vom Aegäischen Meer kommend durch die Dardanellen ins Marmarameer fahren. Da wird alles Mögliche transportiert. Ein Frachtschiff war voller Lastwagen. Die LKW’s werden in Genua geladen, der Chauffeur fliegt z.B. nach Istanbul und holt dann dort sein Fahrzeug wieder ab. So müssen sie nicht den beschwerlicheren Weg über Land nehmen.

 

Wir sehen auch auf die Halbinsel Gallipoli. Zwischen April 1915 und Januar 1916 war sie Schauplatz eines blutigen Stellungskriegs, der 250‘000 Soldaten das Leben kostete. Zuerst scheiterte der Vorstoss der Alliierten durch die Dardanellen an den von der Nusret gelegten Treibminen, dann hetzten die Briten ihre ANZAC-Einheiten (Australien und New Zealand Army Corps) in ein Landungsunternehmen, dass aber aufgrund des hartnäckigen osmanischen Widerstands ebenfalls fehlschlug. Eine entscheidende Rolle spielte damals Mustafa Kemal Pasa, später Atatürk genannt. Er zwang die schon zurückweichenden türkischen Soldaten mit seinem berühmten Befehl:  „Ihr sollt nicht angreifen, ihr sollt sterben!“, mit aufgepflanzten Bajonetten (die Munition war längst verschossen) den Hügelkamm zu verteidigen. Tatsächlich blieb der Angriff stecken, frische Reserven konnten herangeführt werden – und das Sterben noch acht Monate weitergehen. Heute ist die Halbinsel übersät mit Gedenkstätten und Soldatenfriedhöfen, vor allem im Süden bei der Festung Seddülbahir und nördlich vom Hafenort Kabatepe. Bis jetzt war das ein geschütztes Gebiet. Nun möchte Erdogan dieses Gebiet für den Villenbau erschliessen. Da regt sich aber heftiger Widerstand.

 

Neben uns ist eine Militärstation und so konnten wir beruhigt hier stehen und schlafen. Ab und zu flogen die Militärjets und ein Helikopter ihre Runden.

 

Mit der Fähre überquerten wir die Dardanellen und fuhren über diese schöne fruchtbare Halbinsel. Hotterpiste und Flickenteppichstrasse, später wieder 4-spurig, fast bis zur Grenze.

Jetzt waren wir gespannt, ob wir uns mit unseren Bekannten aus Bülach in Alexandroupolis treffen konnten. Zuerst aber fuhren wir problemlos über die Grenze nach Griechenland.