24.7- 4. August  Shanhaiguan – Xian

 

Auf der Autobahn fuhren wir gemütlich bis zum Treffpunkt vor der grossen Stadt. Herzlich wurden wir vom Hotelmanager des Hotels Dongfang mit T-Shirts begrüsst. Die nächsten ca. 20 km mussten wir im Konvoi nach Peking fahren. Hier wird alles kontrolliert und überwacht. So gehen wir sicher nicht verloren. Was für eine megagrosse Metropole.

In Peking leben ca. 14 Mio. Menschen. Es gibt einen „alten Bereich“ mit vielen Holzhäusern, Menschen, Garküchen, Krämerläden, Handwerksstätten, Friseur- und andere Salons. Es ist eine Freude da herumzuspazieren. Das ganze Gewusel zu erleben und die diversen Gerüche einzuatmen. Wo wollen wir den hier Essen gehen? Wir waren in zwei ganz urigen chinesi-schen Restaurants. Jedes Mal ein besonderes Erlebnis. Die Leute sind sehr hilfsbereit und mit viel Gestik und Mimik assen wir hervorragend, natürlich mit den Stäbchen. Das Personal kicherte schon manchmal. Können denn die Langnasen mit diesen Dingern umgehen. Ha! Aber natürlich.

Seit Anfang der 1990er Jahre fiel fast die gesamte Beijnger Altstadt mit ihren ein- bis zwei-stöckigen Hofhäusern der Abrissbirne zum Opfer. Die Hochhäuser, über 20 Stockwerke hoch, beherrschen bald das ganze Stadtbild. Die Wohnungen sind sehr teuer und sie werden in der Regel an mehrere Leute untervermietet. Da stehen locker in jedem Raum 4 – 8 Hochbetten. Wasser, Abwasser, Waschen etc., wo kommt das her, wo geht das hin, wie wird da gelebt? Fragen über Fragen. Eine Stadt mit so vielen Kontrasten und Extremen wie nirgendwo. Die Menschen aber freuen sich überall die Langnasen zu sehen, ja sie wollen sogar mit ihnen fotografiert werden. Zur Zeit hat es überall sehr viele Touristen unterwegs, vor allem Chinesen die einmal all die berühmten und für sie wichtigen Orte besuchen möchten.

Besichtigungen beim Himmelstempel, einer Seidenspinnerei, dem Tien Amen, Platz des Himmlischen Friedens und der Verbotenen Stadt, des Sommerpalastes und der grossen Mauer. Die chinesische Mauer beginnt in Qinhuangdao, ist fast 6300 km lang und hat nur eine durchschnittliche Breite von wenigen Metern. Sie besteht zuweilen nur aus Erdwällen und ist, vor allem im westlichen Teil des Reiches nur noch als ein Haufen Steine zu sehen.

Wir bestiegen die schweisstreibende und lange Treppe der Mauer in der Nähe von Peking.

Wenn es nicht so diesig wäre, hätte man einen herrlichen Ausblick über die schöne Berglandschaft.

An einem Abend besuchten wir eine sehr spektakuläre Akkrobatik-Vorstellug. Der Zirkus Knie würde sich um die Künstler reissen. Eine unglaubliche Schlangenfrau, eine Radfahrershow mit 12 Personen auf einem Velo. Das Spektakulärste aber war eine Kugel mit 8 Spezialtöffs. Da blieb allen der Atem stehen, alle fuhren miteinander kreuz und quer.

Der Meeresfrüchtemarkt war gewöhnungsbedürftig aber interessant zu sehen was da alles auf den Markt kommt. Bei der anschliessenden Tee-Zeremonie, die sehr schön präsentiert wurde, kam bei dem einen und anderen schon der Gedanke hoch, sind wir jetzt auf einer Werbefahrt. Immer wieder wurde etwas zum Kaufen angeboten. Eigentlich wollen wir ja Land und Leute bereisen und kennen lernen.

Endlich verlassen wir das Hotel und weiter geht es auf unseren Rädern Richtung Zhengding. Die Autofahrweise ist auch wieder einmal besonders. Da gibt es Tuc-Tuc-Fahrer auf der rechten Seite, langsam fahrende LKW’s auf der linken Seite. Ja, wo sollen wir uns denn einordnen. Wir passen uns langsam dem Verkehr an der sowieso nicht zu schnell läuft, denn die Lastwagen sind sehr beladen. Pfirsiche werden jetzt angeboten und es hat sehr grosse Plantagen davon. Die meisten sind mit einer Papiertüte umhüllt, so werden sie von den Wespenstichen verschont. Mittlerweile spukt auch das Navi bei allen und wir müssen uns an den Strassenatlas halten. Obwohl neu, gibt es schon wieder neue Autostrassen und

Nummern, alles sehr verwirrend. Ein heftiges Gewitter prasselte über uns nieder aber anschliessend verbesserte es uns etwas die Sicht in die umliegenden Berge.

Wir fuhren in die Provinz Shanxi. Kernland der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung. Die Provinz ist voll von Kohle-, Erz- und Mineralvorkommen. Und die grössten Kohlepötte Chinas liegen in Taiyuan. Wiederum auf ca. 1000m Höhe sahen wir Häuser die in den Löss gebaut wurden. So haben sie im Sommer nicht zu heiss und im Winter nicht zu kalt. Daneben wieder die gewohnten Hochhausbauten. Uebrigens sollen bis im Jahr 2018 etwa 1300 Wolkenkratzer erstellt werden. Davon werden 2/3 in den mittelgrossen Städten sein. Unglaublich! China ist mit 1,3 Milliarden Einwohnern ein ernst zu nehmendes Handelsland und es gibt etwa 1 Mio. Wanderarbeiter die der Staat beschäftigen muss. So werden für die Zukunft Wolkenkratzer und Strassen gebaut.

Geschwungene Dächer, bunt verzierte Dachstreben und kein einziges modernes Gebäude, das die Harmonie stören könnte: zwischen Lösssstaub und Kohleruss, dort wo man gemeinhin nichts Schönes erwartet, liegt Pingyao. Die Kleinstadt zählte von 14. Jht. an zu den wichtigsten Städten im Reich der Mitte und gilt als Wiege des chinesischen  Banken-systems. Die Stadt besitzt heute die längste vollständig erhaltene mingzeitliche Stadtmauer Chinas und weist noch eine Vielzahl historischer Hofhäuser auf.

In Luoyang, ehemaliger Kaiserstadt der Provinz Henan, standen wir auf einem schönen Platz, neben den Longmen-Grotten am Yi-Fluss. Das ist ein Nebenfluss vom Gelben Fluss. Die Longmen-Grotten wurden um das Jahr 493 als buddhistische Andachtsstätte gebaut. In den folgenden 400 Jahren wurden mehr als 100‘000 Statuen aus dem Fels entlang des Yi-Flusses gemeisselt. Besonders wohlhabende Bürger oder Mitglieder der kaiserlichen Familien gaben in den Longmen-Grotten Statuen in Arbeit, um sich Glück und Wohlstand zu sichern. Insgesamt entstanden so mehr als 1300 Höhlen und gut 700 Nischen. Nicht einmal ein Zehntel der Originalstatuen ist heute noch verblieben; teils wurden sie im 19. und 20. Jht. geraubt oder im Verlauf der Kulturrevolution zerschlagen. Im Jahr 2000 wurden sie auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes gesetzt.  

Besuch des Shaolin-Klosters das im 6. Jht. gegründet wurde. Im Jahre 527 kam der Mönch Bodhidarma aus Indien nach China und liess sich am Songshan nieder. Disziplinen wie Kungfu oder das meditative Taiji gehören zum Repertoire des Shaolin-Klosters. Es sollte hier erfunden sein und zur körperlichen Ertüchtigung zwischen den anstrengenden Meditationen gedacht sein, aber schnell wurde es zur Kampfkunst weiterentwickelt. Im Ort selber gibt es viele Kungfu-Schulen die sehr begehrt sind.

In Xian angekommen, bezogen wir wieder ein sehr angenehm kühlendes Hotelzimmer. Die Belegschaft begrüsste uns mit Tanz und Feuerwerk. Besichtigung der kleinen Wildgans-pagode, einer Jade-Kunstwerkstatt und der weltberühmten Terrakotta-Armee.

Während fünf Dynastien – denen der Zhou, der Qin, der Han, der Sui und der Tang – war Xian Hauptstadt des chinesischen Reiches. 27 Kaiser und Kaiserinnen sowie ihr Hofstaat liegen hier begraben. Im Jahre 1974 entdeckten drei Bauern während einer Brunnenbohrung die Ueberreste der Terrakotta-Armee des Qin Shihuangdi. Heute besuchen zehn Millionen Touristen jährlich die Hauptstadt der Provinz Shaanxi, eine Mio. auch aus dem Ausland. Ein Bauer signiert hier seine Bücher und hat mit seiner grossen Familie ein sehr gutes Leben.

Nun denn, von hier brachen die mit Seide und Tee beladenen Karawanen entlang der Seidenstrasse in Richtung Westen auf. In umgekehrter Richtung kamen der Islam und das Christentum nach China. Wir selber machen uns startklar für dieses grosse Abenteuer und freuen uns, dass es jetzt endlich losgeht.