Überschrift

29. Mai – 4. Juni 2014  Kazan – Jekaterinburg

 

Kazan, seit 1991 Hauptstadt der Republik Tatarstan, ist eine sehr schöne begrünte und rei-che Stadt. Elegant gekleidete Menschen, teure schnelle Autos und prunkvolle Häuser. Früher war sie eine reiche Kaufmannsstadt und handelte mit allem möglichen. Ihren heutigen Reichtum verdankt sie seit 1943 der Erdöl- und Gasförderung. Sie bauen Hubschrauber und Kamas-LKW’s. Bekannt sind die von der Auto-Rally Paris – Dakar. Es gab schon viele Kamas-Meister.

Die Universität entstand als zweite Russlands nach Moskau. Hier studierten u.a. Leo Tolstoi (Krieg und Frieden) und der Sänger Fjodor Schaljapin. 1887 liess sich Wladimir Iljitsch Ulja-now, genannt Lenin, an der juristischen Fakultät immatrikulieren. Später erhielt die Univer-sität seinen Namen. 2013 fand hier die Universiade statt.

Die Stadt feierte 2005 ihr 1000 Jahr Jubiläum. Sie erstellten dafür eine Metro und die Kul-Scharif-Moschee. Viele Neubauten, und die alten Villen wurden im Stil des russischen Barocks restauriert.

Die Moslems, Tataren und russisch-orthodoxen Bewohner leben gut miteinander. 47% sind Russen, 47% Tataren und der Rest haben eine andere Zugehörigkeit.

Alle Regionen müssen ihre Steuergelder Moskau zukommen lassen. Die dortigen Minister entscheiden dann wieviel und wofür investiert wird. Die reiche Region von Tatarstan handel-te ein spezielles Abkommen aus. Sie bleiben friedlich und wollen dafür die Gelder für ihre Region investieren. Kurz gesagt.

 

Wir durchstreiften die liebliche sanft hügelige Gegend und besuchten In Elabuga das älteste Städtchen der Wolgabulgaren. Am Abend wurde zusammen gekocht. Schaschlik und Salate, und natürlich gab es auch wieder lockere Trinksprüche mit Wodka… und Spielen.

 

Izhewsk ist die letzte Stadt in der Voruralrepublik Udmurtien. Sie liegt auf sieben Hügeln und mit der Kalaschnikov-Fabrikation ist sie eine der grössten Arbeitgeber. Offiziell werden in 74 Länder Kalaschnikov’s geliefert. Niemand weiss so genau wie viele Mitarbeiter da beschäftigt sind, was sie verdienen oder wie hoch der Gewinn ist. Alles noch geheim. Jetzt aber kommt der springende Punkt. Wir durften mit der AK47 Probeschiessen. Nur 5 Einzelschüsse. Das war aber sehr beeindruckend.

Mit Kalina Kulakowa, sie ist jetzt 72 Jahre alt, haben sie hier noch eine Persönlichkeit. Sie wurde 4mal Olympiasiegerin, 9mal Weltmeisterin und gewann unzählige Meisterschaften. Nach ihr wurde auch die Sportanlage benannt auf der wir stehen.

Die Udmurten müssen wieder alle ihre Steuergelder abgeben und sie sind froh, wenn sie ein paar „Krümel“ für ihren Aufbau bekommen. Das Strassennetz sieht auch dementsprechend aus. Auf den 12. Juni dieses Jahres sollen sie 3 neue deutsche Bahnen bekommen.

Der grösste Stausee der Gegend wurde von Hand, mit Pickel und Schaufel ausgehoben. Die tiefste Stelle ist 12 Meter tief. Man sagt: Wenn du einmal Baden gehst, kurierst du dich alle anderen Tage.

 

Wir hatten eine lange Fahrt vor uns. Ueber Perm nach Kutschino zum Gulag-Museum Perm 36. „Arbeitslager der Russen“. Es war das einzige Lager, welches ausschliesslich für politische Häftlinge der ehem. UdSSR genutzt wurde. In dieser Zeit starb der Dichter Wassyl Stus, den  Heinrich Böll für den Literaturpreis vorschlug. Nach 1987 wurde das Lager aufgelöst und als ein Heim für geistig Behinderte eingerichtet. Seit ca. 2012 ist es ein Museum.

Die Strecke nach Kungur war ein „Höllenritt“. So tiefe Löcher, Bodenwellen und schlechter Piste hatten wir bis jetzt doch noch nie. Aber unser geliebtes Womi hat das alles meisterlich bewältigt.

Besichtigung der Eishöhle von Kungur. Auf einer Länge von 5,6 km reihten sich 58 Säle mit bizarren Felsformationen und 60 kristallklaren Seen aneinander.

 

In Jalym angekommen, konnten wir uns nicht in die Wiese stellen, weil der Abgang für uns zu riskant war. So stellten wir uns ins Dorf an den wunderschönen Trinkwassersee. Die Jaly-mer Babuschkas holten uns zu einem wunderschönen Fest ab. Sie sangen und bewirteten uns herzhaft und hiessen uns sehr willkommen in ihrem kleinen Dorf. Wir erfuhren viel Interessantes aus ihrem Leben und wie sie mit allem zu Recht kommen müssen. Es war eine sehr schöne Erfahrung.

Weiterfahrt und wieder einmal einkaufen im Supermarkt. Das ist Erlebnis pur. Man be-kommt da alles was man zum Leben braucht. Obwohl sie ja weit weg von uns leben, kann man aus einem grossen Sortiment alles günstig erwerben. Wir staunen immer wieder auf’s Neue. Alles ist sauber und die Menschen hilfsbereit. Ausser an den Waagen in der Gemüse-abteilung. Da muss man schauen, dass man dran kommt und dann erst noch wissen was man da und wo eintippen muss. Sonst nehmen sie dir alles an der Kasse wieder ab.

 

Jekaterinburg ist seit 1991 Hauptstadt des Uralgebietes. Lange Zeit durften keine Ausländer diese Region besuchen. Hier bauten sie die Tanker T80 + T34. Die Waffen- und Weltraum-fabrikation ist auch in der Umgebung angesiedelt und einzelne Gebiete sind bis heute noch abgeriegelt.

Besichtigung des Ortes wo die letzte Zarenfamilie ermordet wurde. Zar Nikolaus II. und seine Familie (4 Mädchen, 1 Junge und 4 nahestehende Bedienstete) wurden in dessen Keller auf Geheiss des Bolschewiken Jakob Swerdlow 1918 erschossen. So sagt man. Es wurde ein 65 m hohes orthodoxes Gotteshaus (Blutkirche) errichtet und der Zar Heilig gesprochen …. . 1977 wurde es auf Erlass von Boris Jelzin abgerissen und 2003 wieder aufgebaut. Dafür bekamen sie 100 Mio. Euro. Das Kellergeschoss wurde sehr prunkvoll ausgebaut. Auch Jelzin spendete einen grosszügigen Beitrag als Wiedergutmachung.

Heute besuchen die schöne Stadt viele Ausländer und Touristen. Gipfeltreffen jeglicher Art, sowie die Fussballmeisterschaft 2018, werden hier durchgeführt.

 

Wir standen an der Europäischen und Asiatischen Grenze.  Vor 500 Mio. Jahren trafen hier die 2 Kontinentalplatten aufeinander und so entstand das Uralgebirge. Es markiert die geo-grafische Grenze zwischen Europa und Asien. Auf einer Länge von mehr als 2000 km erstreckt sich die Gebirgskette von Kasachstan im Süden bis zum Nordpolarmeer. Hier findet man einen Reichtum an Bodenschätzen. Erdöl, Erdgas, Kohle, Graphit, Marmor und Erze werden gefördert. Während des zweiten Weltkrieges liess Stalin aus Furcht vor der näher rückenden deutschen Wehrmacht mehr als 1000 Industrieanlagen aus der westlichen Sowjetunion in den östlichen Landesteil verlagern. Bis heute befinden sich hier die Hoch-burgen der russischen Rüstungs- und Kernindustrie. Uran und Plutonium wird verarbeitet, deshalb sind mehrere Städte für Ausländer gesperrt. Der Ural ist auch mit der traurigen Geschichte der Zwangsarbeiter verbunden. Wälder wurden gerodet, Häuser und Fabriken errichtet, Eisenbahn- und Strassennetze gebaut etc. Nicht zuletzt aber ist die Region ein Naturparadies: Der südliche Ural wird gerne mit der Schweiz oder dem Schwarzwald verglichen.