27. – 30. Okt.  Georgien

 

Bei Alaverdi, noch in Armenien, war es neblig und hatte kühle 8° Grad. Der Fluss, die Eisenbahn und auch die Strasse führten durch ein wunderschön abwechslungsreiches farbenprächtiges Tal. Was uns am meisten erstaunte, waren die vielen Fabrikationsbetriebe und Industriehallen die am verrosten und vermodern sind. Zu russischer Zeit wurde hier Kupfer abgebaut und verschiedene Sachen hergestellt. Nun ist es ein Schandfleck in diesem Tal geworden. Es bedrückte uns etwas, denn es war nass, die Leute alle dunkel gekleidet und sie schauten nicht so glücklich aus. Dafür aber leben sie in einem freien Land, was den Leuten sehr viel bedeutet.

 

Die Aus- und Einreise dauerte nur 40 Minuten und wir schafften alles alleine. Die Zöllner waren sehr hilfsbereit, auch als wir nochmals zurückgehen mussten um gewisse Papiere abstempeln zu lassen. No problem!

 

In Georgien sahen wir wieder viele deutsche und deutsch angeschriebene Autos. BMW, Mercedes und Opel sind sehr beliebt.  Dafür ist die Umweltpolitik hier leider noch kein Thema. Es wird alles in Flüssen und der Natur entsorgt. Das wäre in diesem Land wirklich einmal ein sinnvolles Projekt für Spendengelder, denn das gäbe gute Arbeitsplätze für die sehr vielen Arbeitslosen.

 

Entlang den Verkaufsständen an den Strassen, die wieder besser zu fahren waren, gab es Orangen, Mandarinen, Kaki und riesige Kabisköpfe.

 

Wir bekamen einen anderen Stellplatz in Tiflis zugeteilt als vorgesehen. Schrecklich. Neben der Hauptstrasse und einer Waschanlage zwängten wir uns dazwischen. Nun denn, die Gruppe unternahm den ganzen Tag eine Stadtführung und wir „genossen“, nach unserer Ankunft nach dem Mittag, den lauschigen Platz. Dafür gab es am Abend ein wunderbares Nachtessen. Begleitet mit einheimischen Weinen die ein Amerikaner, in Amphoren wie zu früherer Zeit, gekeltert hatte. Die beleuchtete Stadt Tiflis sah sehr schön aus und ist bestimmt nochmals einen Besuch wert. Mit Discomusik schliefen wir ein.

 

Mit dem Zerfall der Sowjetunion gewann das Land 1995 seine Unabhängigkeit wieder, die es vor vielen Jahrhunderten, erst an Perser und Türken, dann an den russischen Zaren, verloren hatte. In der sowjetischen Aera war die Georgische Sowjetrepublik eine der blühendsten und reichsten Regionen der UdSSR und ein Zentrum des Tourismus. Die Unabhängigkeit aber begann mit Bürgerkrieg und militärischen Konflikten, die im August 2008 in einer militärischen Auseinandersetzung zwischen Georgien und Russland kulminierten.

 

Um 6.00 Uhr wusch der Erste schon sein Auto. Somit war unsere Nachtruhe sehr kurz. Bei einem tollen Aussichtspunkt frühstückten wir dann gemütlich bevor wir nach Vardzia, zum Höhlenkloster, fuhren. Lauter bunt gefärbte Bäume und Büsche säumten den Weg. Die Landschaftsbilder sind einfach herrlich. Auch die Felsformationen sind wieder verschieden-artig. Ja, ich weiss, ich wiederhole mich immer wieder. Aber es ist einfach toll diese Länder zu bereisen und die malerische Landschaft in den abwechselnden Jahreszeiten mit den kalten und warmen Lichtern zu betrachten. Schade, dass ich nicht Malerin bin, denn dann wären meine Farbtöpfe im nu aufgebraucht. So aber bewahre ich die Bilder in meinem Herzen und bin glücklich, dies alles zu sehen und zu erleben.

Der Anblick des Höhlenklosters ist ein unvergessliches Erlebnis. Gut 500 m ragt eine Felswand vom Ufer der Mtkwari, die sich hier ein tiefes Bett gegraben hat, in die Höhe, und selbst mit blossem Auge sind im zerklüfteten Hang Oeffnungen erkennbar, die sich über mehrere, durch Treppen, Galerien und Terrassen miteinander verbundene Etagen erstrecken. Das ganze Ausmass der Anlage lässt sich erst überschauen, wenn man ihr näher gekommen ist. Man schreibt die Gründung Vardzia der Regierung Giorgi III. und seiner Tochter, Königin Tamara zu, doch wird das Kloster, sei es als Einsiedelei oder mönchische Gemeinschaft, bedeutend älteren Ursprungs sein. Erst unter dem König und seiner berühmten Tochter gelangte es zu der Bedeutung und Grösse, von der heute die Ruinen künden. Es sollten hier einmal 50‘000 Christen gelebt haben. Die meisten von ihnen wurden von den Osmanen oder dem Erdbeben umgebracht. 70% des Klosters ist nicht mehr vorhanden, aber trotzdem noch sehr imposant.

 

Zwei verschiedene Wegstrecken waren zur Auswahl. Eine kürzere abenteuerliche Gebirgsstrasse, oder eine längere angenehmere Strasse. Da es Nebel im Gebirge hatte, entschieden wir uns zur längeren Etappe. Das war eine weise Entscheidung, wie wir später erfuhren. Denn erstens war die kürzere doch noch 100 km länger, und zweitens rutschig, tief und schlammig. Heia, das kennen wir doch schon… Die LPG-Gastankstelle zu suchen war ein Erlebnis. Nach dem fünften Mal nachfragen fanden wir sie dann versteckt und unscheinbar hinter einem Restaurant. Nun waren wir wieder mit allem versorgt.

 

Was für eine spektakuläre Strecke. Auf 2‘000 m Höhe sahen wir Gräser, Büsche und Bäume voller Raureif. Ein bizarres Bild. Etwas höher lag dann Schnee. Es hatte nur noch 3°, aber die Strasse war noch nicht gefroren. Unser Ziel war Batumi am Schwarzen Meer. Der Stellplatz im Botanischen Garten liegt sehr idyllisch.

 

Batumi ist eine grüne Stadt, mit vielen repräsentativen Gebäuden, Parks, Alleen und einer zwei Kilometer langen Uferpromenade. Sie macht einen sauberen, gastfreundschaftlichen und geschäftstüchtigen Eindruck. Sie ist die jüngste der georgischen Städte und entstand erst, als die Russen Adscharien den Türken entrissen hatten und sie zum wichtigsten südlichen Schwarzmeerhafen ausbauten. 1883 erhielt Batumi Anschluss ans transkauka-sische Eisenbahnnetz und die aus Baku hierher verlegte Erdölpipeline trug noch einmal zu einer Aufwertung des Hafens bei. Es gibt eine Neu- und eine Altstadt. In der Neustadt sind riesige Hotelkomplexe von Kempinski, Radisson Blue und Sheraton entstanden. Die Altstadt aber lädt eher zum Verweilen ein.

 

Nach einem sehr schönen Abschlussabend und einem leckeren georgischen Essen trennen sich nun die Wege. Wir sind glücklich und dankbar so eine wunderschöne Reise erlebt zu haben. Einen weiteren Teil unserer interessanten Erde kennen zu lernen. So viele liebenswerte Erlebnisse mit den verschiedensten Menschen erlebt zu haben, bereichert unser Leben. Nun freuen wir uns unsere Kinder, Freunde und Bekannte wieder zu sehen und einfach in die schöne Schweiz nach Hause zu kommen.