29.3. – 9.4.17   Chile – Argentinien

                           Frutillar – Las Lajas

 

Wir verliessen die Insel Chiloé und erreichten über die R 5 Frutillar am Lago Llanuihue. Frutillar ist stark geprägt von Schweizer und deutschen Einwanderern die Mitte des 19. Jahrhundert hier den Wald rodeten, Häuser bauten, Schnapsbrennereien und Brauereien gründeten. Die Häuser sind grosszügig gebaut und Geranienkistchen hängen vor den Fenstern und überall steht Kuchen und „Torta Selva Negra“. Siegfried Benignus, ein Auswanderer im Jahr 1912 sagte: „Auswandern heisst dulden, leiden, entsagen lernen. Hier ist das Land von Milch und Honig nicht. Im Schweisse seines Angesichtes muss man sein Brot erwerben“. Auf einem sehr urigen Zeltplatz hoch über Frutillar zwischen Gänsen, Enten und Hunden übernachteten wir.

Auf der U55V und U99V folgten wir der Uferstrasse des Lago Llanuihue nach Ensenade.  Farmhäuser, Herden von Milchkühen, Maisfelder und wunderschöne verschiedene Baumalleen begleiteten uns. In Petrohué am Lago Todos Los Santos übernachteten wir auf einem Ascheparkplatz mit Blick auf den Vulkan Osorno. Sensationell! Der Vulkan Villarica war im Jahre 2015 ausgebrochen und verwüstete weite Teile mit seiner Asche. Ein späteres Unwetter überschwemmte vieles und die Leute sind noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

Bei schönstem Wetter zogen wir weiter und bewunderten die Vulkane Osorno, Calbuco und den spitzen Puntiagudo.  Über Land und der R 5 ging’s nach Osorno, Los Lagos nach Panguipulli. Die sehr schöne Landschaft war geprägt von Landwirtschaft und Ackerbau. Die Firma Nestlé betreibt hier eine grosse Verarbeitungszentrale. Mit Blick auf den immer noch rauchenden Vulkan Villarica, den Segel- und Ruderbooten stehen wir hier richtig gemütlich mit Peter und Maja.

Auf der Naturstrasse ging es weiter über 560 m nach Villaricca und der Blick auf den mit Nebelschwaden und weissen Wolken überzogenen See war bezaubernd. In Villaricca kauften wir bei der deutschen Bäckerei „Rostock“ wieder einmal leckeres Brot und Brezel. Nun kamen wir in die Gegend der Möbelschreiner. Gute Kundschaft gibt es genug, denn am Lago Villarrica zwischen dem Wald und dem Seeanstoss bauen die gut betuchten Leute aus Santiago wunderschöne Villen und der Landpreis ist wie bei uns am Zürichsee. Es gibt Namen wie „Seeblick“ oder „Hotel Interlaken“.

Die Kornfelder sind abgeräumt und die letzten Halme werden in der Regel angezündet. Besuch der „Ojos de Caburgua“ und der 90 Meter langen hölzernen und wackeligen Hängebrücke Basas Grande, welche über eine 70 m tiefe Schlucht führt. Übernachtet hatten wir am Strand vom Lago Caburgo.

Richtung Grenze wurde es ruhiger und einsamer. Die „Mapucho“ leben hier bescheiden in einfachen Häusern aus rotem Holz und Blech. Weiter fuhren wir auf der gut ausgebauten und vom Gestrüpp befreiten R 199 zur Grenze Po. Mamuil Malal. Wunderschöne Edelkastanienbäume welche voll reifer Früchte sind begleiteten uns. Jetzt wird wieder grosszügig mit Kiefern und Eukalyptusbäumen aufgeforstet. Die beiden Grenzen passierten wir in 35 Minuten. An der argentinischen Grenze war ein ehemaliger Deutscher. Das kam uns zugute und so ging es zügig voran. Wir sind im NP Lanin und ab der Grenze befuhren wir wieder Naturstrasse. Endlich sahen wir die ersten Aurakarien, was für eine Freude. Diese speziellen Bäume mit ihren zähen Blättern werden sehr gross und alt.

In Malteo nahmen wir die R 23, denn wir wollen in die Gegend der Mapuchu fahren. Auf dieser Seite von Argentinien ist alles wieder trocken, die Berge nicht mehr so spitz, alles wirkt weicher und runder. Am Rio Aluminé entlang forsten sie auch auf und wir sahen auf der anderen Seite schöne Häuser aber keine Zufahrt. Wo und wie gelangen die Leute da wohl hin?

Die Sonne scheint und eine frische Brise geht. Auf der R 46 fahren wir durch unglaublich viel aufgeforsteten Wald zuhinterst an den Lago Quiollén. Niemand ist mehr hier, denn die Ferienzeit ist vorbei.

In Aluminé konnten wir leider kein Geld ziehen und die Hilfe des Bankers nützte auch nichts. Wir müssen eine nationale Bank suchen. Er erzählte, dass seine Frau Lehrerin sei und Tourismus unterrichte. Die Routa 40 war gerade das Thema. Wir gaben ihm unsere Website an damit sie uns auf dieser Routa begleiten können.

Auf der R 18 kamen wir in die Gegend der Mapuchu. Es wurde nichts mehr bepflanzt und das Tal ist weit und breit. Alle Menschen leben in Steinhäusern gleicher Bauart. Der Bau der 227 Häuser für die ländliche Bevölkerung und der Mapuchu war ein bundesweites Hilfsprojekt verschiedener Organisationen. Es gibt Schulen und eine Krankenstation. Das ist eine gute Idee, denn so haben die Menschen auch im Winter eine trockene und sichere Unterkunft. Wir stellten uns ans Ende des Ortes an den Lago Rucachoroi. Bei der Rückfahrt verschenkten wir noch einige Plüschtierli, welche grosse Freude bereitete. Unterwegs wurden wir angehalten, weil ein Trax einen Lieferwagen hochhieven musste welcher ein steiles Bord „herunter gerutscht“ ist. Die Insassen waren schon etwas havariert aber hier wird der Trax und nicht die Polizei gerufen.

Das nächste Tal war geprägt von einem Fluss mit schwarzstämmigen und grüngelb blättrigen „Weiden“. Diese säumten einen Fluss und der Anblick mit dem dunklen Gebirge im Hintergrund war fantastisch. Auch hier forstet man auf. Langsam kamen wir ins Skigebiet mit neu gebauten Ferienwohnungen, Bars und Restaurants.

Über die sehr schlechte R 23 kamen wir jetzt in sandigere Gegenden und die tollen Aurakarien säumten wieder den Weg. Wir stellten uns irgendwo auf 1'688 m hin und blieben über Nacht. Das störte die neugierige Ziegenherde überhaupt nicht.

Zum letzten Mal fuhren wir die R 23 hoch und sahen schon von weitem eine lange Autoschlange vor der Grenze am Paso Pino Hachado stehen. Gut müssen wir da nicht durch. Nachdem wir noch einen ausgebrannten LKW auf der Strasse sahen bogen wir in die R 21 und fuhren dem Rio Agrio entlang. Die schöne Berglandschaft sieht aus, wie wenn ein grosses Frottétuch darübergelegt wurde. Die Rundfahrt über die geteerte R 26 + die Schotterstrasse R 27 gefiel uns gut, vor allem als wir den dampfenden Vulkan Copahue sahen. Auch hier kann man Skifahren und alles ist neu oder im Bau. Die Rückfahrt war mühsam und wir waren froh in Las Lajas auf dem gepflegten Camping Municipale anzukommen.

Fredy sah ein Plakat auf dem stand, dass dieses Wochenende eine „Fiesta Provincial Las Lajas“ ein Gautchofest stattfindet. Da müssen wir natürlich dabei sein! Am Freitag um 16.00 Uhr begann ein Umzug der verschiedenen Gruppierungen. Alles was Rang und Namen hatte, sogar die Provinzkönigin, standen auf der Tribüne und der sehr wortgewandte Speaker erzählte etwas über die Teilnehmer und der Liedermacher besang das Ganze noch einmal. Anschliessend traf man sich in der Arena und es wurden viele Reden gehalten. Am Samstag um 10.00 Uhr begannen die verschiedenen Spiele: die Kleinen ritten ein Schaf, die Frauen versuchten mit dem Lasso ein Schaf zu fangen und die Männer Rinder. Die Frauen und Jugendlichen ritten ein ungebändigtes Pferd und es galt einen Slalom um Fässer in kürzester Zeit zu absolvieren. Das war ein Spektakel. Es ging bis in die Nacht hinein bis der Sieger erkoren wurde. Neben der Arena gab es Essens- und Marktstände aller Art. Hühner und Schafe grillten am Feuer und Grossmutter frittierte die besten Empanadas. Der Campingwart sagte uns noch, dass später noch viele Leute auf den Platz kämen. Tatsächlich kamen die meisten mit Autos und kleinen Zelten. Alle stellten sich um die Grillstände nah zusammen. Da kam man laaange nicht zum Schlafen! In der Aula im Ort gab es ab 22.00 Uhr ein Folklorefest welches bis um 6.00 Uhr früh ging. Als es endlich ruhiger wurde, kamen dann noch die letzten nach Hause.

Der Sonntag war ganz den Gauchos gewidmet. Die ca. 25-jährigen Männer ritten ein 4-5 Jahre altes ungebändigtes Pferd. Die Füsse steckten in runden speziellen Fusshalter. Mit einer Hand hielten sie die Zügel und mit der anderen eine „Peitsche“. So versuchten sie solange wie möglich auf dem Pferd zu bleiben. Das war ein Schauspiel. Bis die Pferde die an einen Pfahl angebunden wurden nur schon durch Schieben und zerren in der richtigen Position standen, die Sättel angebunden und die Reiter aufsitzen konnten war schon schwierig, dabei stiegen die Pferde hoch, sperrten sich dagegen oder warfen sich auf den Boden. Nur gut, dass da keiner verletzt wurde, obwohl während der Spiele 2 Teilnehmer mit dem Krankenwagen ins nahe gelegene Spital befördert wurden. Ruhm und Ehre für ihre Estancia und sich zu erreichen erforderte oftmals viel von den Teilnehmern ab.

Die Gautchos wie auch die Zuschauer flanierten in ihrer schönsten Sonntagstracht. Sogar die Kleinsten sitzen schon stolz mit ihren Eltern hoch zu Ross. Wir hatten das Gefühl, dass die Kinder sowieso mit den Pferden auf die Welt kommen...  Wir sind überaus glücklich als einzige „Fremde“ an diesem spektakulären Fest teilgenommen zu haben.

Nun wünschen wir allen eine friedvolle Osterzeit mit gut gefüllten „Osternestli“ und eine Menge Zeit füreinander.