10.8. – 26.8.17  Peru 2

                          Arequipa – Lima

 

Wow, was für ein Abenteuer! Fantastisch, spektakulär und abenteuerlich. Wir fuhren in die Cordillera Ampato im Departement Arequipa, bereisten den Colca-Canyon und den Cotahuasi-Canyon.

Die PE 34A führte auf verkehrsreicher Strasse aus der Stadt. Bei einem Blinklicht hielten wir gerade noch rechtzeitig, aber schon wurden wir unter dem strengen Blick des Polizisten auf die Seite gebeten. Nun sollten wir eine Busse bezahlen wegen Rotlicht-Übertretung. Nach langen Diskussionen begleitete Fredy den Polizisten an die Stelle wo wir korrekt standen, erst da gab er Ruhe und wir fuhren weiter. An der Zementfabrik vorbei und der Eisenbahnlinie Arequipa-Juliaca entlang erreichten wir Patahuasi. Da bogen wir in die PE 158 Richtung Chivay. Durch die schöne Landschaft stiegen wir stetig höher bis wir den 4'910 m hohen Patapampa-Pass erreichten und erfreuten uns auf dem Mirrador de los Volcanes an dem herrlichen Ausblick auf die umliegenden Vulkanberge und den schneebedeckten Vulkan Ampato. Über halsbrecherische Serpentinen ging es steil abwärts bis wir auf 3'650 m Chivay erreichten. Wir befinden uns im Colca-Tal, welches eines der wichtigsten Agrar- und Landwirtschaftsgebiet in Peru ist. An steil terrassierten Hängen wurden Kartoffeln, Mais, Bohnen etc. angebaut. Die Hänge sollen mit über 6000 ha Terrassenanlagen überzogen sein.

Beim Cruz del Cóndor stiegen die Kondore hoch und nutzten die gute Thermik um majestätisch ihre Runden zu ziehen. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 3.20 m ist er der grösste Raubvogel der Welt.

Oft gab es Baustellen und lange Wartezeiten. Die Strassenarbeiter bauten alles von Hand obwohl sie auch grosse Maschinen haben. Kakteen, Alpakas, Vicuñas und Lamas mit bunten Schleifen in den Ohren begleiteten uns. Nun war die Strasse nicht mehr geteert aber gut zu fahren und der Blick ins Tal sensationell. Uns erstaunte die Funktion des ausgeklügelten Bewässerungssystems. Die Inkas hatten das unglaublich geschickt angelegt und es funktioniert noch immer.

In Huambo spazierten viele wunderschöne traditionell gekleidete Leute herum. Sie hatten Fest und heute finden Stierkämpfe statt. Da wollten wir natürlich dabei sein. Mitten unter der Bevölkerung verfolgten wir die Einzüge der Matadore mit ihrem Anhang und beklatschten die Kämpfe. Einmal büxte einer durch einen offenen Eingang aus und man sah ihn erst wieder im Feld draussen. Ein Einfangen war nicht möglich. Das war ein Schauspiel. Dem Alkohol waren die Leute sehr zugetan und so stellten wir uns ausserhalb des Dorfes zum Übernachten hin.

Auf der Weiterfahrt sahen wir einen Vulkan-Ausbruch, welcher alle halbe Stunde eine grosse Aschewolke ausstiess. Gut waren wir ausserhalb der Gefahrenzone.  Tiefe ausgetrocknete Wassergräben, gespickt mit blühenden Kakteen, durchzogen auf 4'640 m die Landschaft. Der Weg wurde anstrengender und wir rumpelten über eine Stunde einem Bachbett entlang.

In El Pedregal lag dann wieder ein Gemüsebeet neben dem anderen und die Bewässerung erfolgte über ein Tropfsystem oder mit Wassersprenger. Über verschlungene Wege suchten wir die AR 108. Alles wurde sandiger und tiefer. Wir sahen, dass die Bauern viele Säcke voller Paprikaschoten grossflächig auf Tücher zum Trocknen ausbreiteten, denn das Wetter war heiss und trocken.

Wir befinden uns jetzt auf der abenteuerlichsten Strecke, schalteten den 4x4 und die Untersetzung ein und los ging es über die schmale Sandstrasse. Die fast unmögliche Flussüberquerung brauchte höchste Konzentration des Fahrers. Anschliessend kam eine kurvenreiche Steigung. Einmal sanken wir ein, schaufelten uns wieder frei und suchten auf den vielen Nebenspuren den für uns passenden Weg. Kein Mensch weit und breit und wir wussten nicht was noch alles kommt. Eine grosse Herausforderung. Im Navi sahen wir, dass es nun serpentinenartig abwärts gehen sollte aber kein Weg war in Sicht. Nur eine Strasse die ins irgendwo hinführte. Wir schauten alles genau an und es wurde uns beinahe schwindlig. Da gab es kein Durchkommen. Nebel zog auf und ich befürchtete schon, dass wir bald nichts mehr sehen könnten. So entschieden wir uns den anderen Weg doch einzuschlagen und siehe da, er führte Richtung AR 105. Und was sahen wir da???? Eine Teerstrasse.... Welch ein Glück. Wir übernachteten auf der Anhöhe und der dichte Nebel hüllte uns ein.

Das Wetter besserte sich zusehends und wir hatten einen fantastischen Blick auf das Valle de Majes. Hier werden vor allem Kartoffeln, Mais und Artischocken gepflanzt. Auch eignen sich die Täler gut für den Rebbau. In den Andenländern werden hunderte verschiedene Kartoffelsorten angebaut und der Beginn der Kartoffelkultivierung auf peruanischem Gebiet begann ab 3500 v.Chr. Wir bewundern sie jeweils auf den bunten Märkten.

Durch das Valle del Cactus und eng aneinander liegenden Dörfern zogen wir mal höher mal tiefer in die Täler und sahen, dass die Gärten bis zur Felskante sehr steil angebaut wurden. Fantastisch. Mit Blick auf den Vulcan Copapuna 6'425 m und den Vulkan Ampato 6'228 m der immer wieder einmal eine blumenkohlartige Wolke ausstiess durchfuhren wir eine einmalige Vulkanlandschaft. Viele Lavasteine waren mit grünen Flechten überzogen und sahen aus wie „Grossis Samthandtäschchen“. Dem 6'377 m hohen mit Schnee bedeckten Corropuna kamen wir immer näher. Er soll der einfachste zu besteigende 6’000er sein. Ein „Bergsteiger“ mit vielen „Steinmannli“ sitzt auf 4'760 m und wartet auf Abenteurer. Steil ging’s abwärts und wir erreichten Cotahuasi, wo wir in einem einfachen Restaurant die hier berühmten Forellen assen. In dem sehr schönen Dorf fahren fast keine Autos und ein Einheimischer zeigte uns wo wir unser Mobil hinstellen durften. Aber nur zum Mittagessen!

Der Catahuasi Canyon ist mit 3'370 m der tiefste Canyon der Welt und damit über 160 m tiefer als der Colca Canyon und in der Umgebung gibt es viele Thermalquellen und Wasserfälle. Die Leute erzählten uns, dass die Strecke nach Oyolo wieder zu befahren sei. Was für eine sensationelle und abenteuerliche Fahrt. Eine der schönsten Strecken, obwohl sie vom letztjährigen Unwetter sehr in Leidenschaft gezogen wurde. Alles war einspurig, eng, kurvenreich, steil auf- oder abwärts zu fahren. Das ganze Tal war wieder bepflanzt und das Herz blieb einem beinahe stehen, wenn man da hinunterschaute. Keine Leitplanken und an den engsten Stellen ging es meistens einige hundert Meter abwärts. Wie waren wir froh um den 2ten Untersetzungsgang. Es ging 2'000 m hoch, dann wieder 1'000 m hinunter, ein stetes auf und ab. Wir bewunderten die Hexenhäuschen mit den Strohdächern, die alten Häuser mit den schmucken Terrassen, den urigen Steinweiler mit Ziegen und Schafen, die sensationellen Ausblicke unserer Übernachtungsplätze und die Bewohner die dieses harte Leben aushalten.

Von Colta bis zur Laguna Parinacochas war die Strassenführung zusätzlich zu den Haarnadelkurven gespickt mit Vertiefungen und Böppeln so verwunderte es niemanden, dass wir hier unseren ersten Platten einfingen. Natürlich in einer unmöglichen Kurve, aber alles ging gut.

Weiter sahen wir grosse Kakteenfelder. Da wurden die Blüten geerntet, einer mischte Beton in einem Bottich und stampfte mit den Füssen darin herum. Eine Familie welche mit ihrem Esel und Körbe voller Wäsche zu einer fliessenden Wasserstelle zum Waschen kam, eine Frau die einen Schal strickte. Die stricken von links nach rechts, eine Bäuerin in ihrem Feld welche die Gerste von Hand von der Spreu rieb und alles auf einem Tuch zum Trocknen auslegte und an einer anderen Wasserstelle wo der Bus-Chauffeur sein Auto wusch. Übrigens, gewaschen wird hier alles von Hand und mit kaltem Wasser. Wie freue ich mich wieder auf meine Waschmaschine. Meistens freuten sich die Leute, dass wir sie besuchen, andere wenden sich ab oder rufen „Gringo“.

Den Übernachtungsplatz bei der Laguna Parinacochas möchte ich doch noch erwähnen. Er ist wunderschön gelegen und hat sehr viele Flamingos, Wildgänse und andere Vögel. Ein ruhiger und einsamer Ort.

In Coracora liessen wir unseren Pneu für 30 Soles = 10.- flicken. Eine saubere Arbeit und wir montierten ihn gleich an Ort und Stelle. Weiter sahen wir das die Bauern ihre Terrassenfelder mit Kühen, Eseln oder dem Traktor eggten. Auf 3'966 m teerten sie auf einfachste Art und Weise. In einer Carrette wurde Teer mit einem Bunsenbrenner erhitzt und mit einem Besen umgerührt.

Die weitere Landschaft ist geprägt von vielen Steinmauern. Denn Holz gibt es keines mehr. Auch standen wilder Rittersporn, gelbe, rote und orange blühende Sträucher um die Lavasteine.

Immer wieder staunten wir woher wir kamen, wie viele Pässe wir überquerten oder über wie viele Serpentinen es noch ging. Jedes Mal mussten wir weit in die Täler zum Wenden fahren und so reisten wir eine gute Zeit in den wilden eindrücklichen Canyons.

Wir näherten uns Puquio und die Umgebung verschmutzte sich mehr und mehr. Auf einer Schutthalde verlasen Familien die grossen Haufen. Sie trennten und sortierten von neuem und füllten Säcke zum Weiterverarbeiten ab. Plötzlich standen junge vermummte Leute mit einem Seil vor uns und gestikulierten heftig. Zeigten auf einen unserer Pneus und wollten Geld. Ein heranfahrender LKW vertrieb die Jugendlichen und nach einigen Metern stellten wir mit Schrecken fest, dass wir wieder einen Platten hatten. Ein nächster LKW fuhr sofort auf unsere Seite und half unseren Pneu pumpen. Die PW-Fahrer kümmerte das nicht. Aber da war nichts mehr zu machen. Also wieder Reifen wechseln.

Wir fuhren im NP Pampa Galeras und überquerten den letzten Pass auf 4'180 m. Die ganze Ebene ist voller Büschelgras und Vicuñas. Hier gründete Deutschland bereits 1965 eine Forschungsstation für Vicuñas, um sie vor dem Aussterben zu retten. Je tiefer wir fuhren desto mehr Restaurants befanden sich an der Strasse, auch Stände voller Käse und Maiskolben. Es gibt hier wieder Minen und dadurch nahm auch der LKW-Verkehr stark zu.

In Nasca liessen wir unseren 2ten Pneu flicken, gingen im grossen Markt einkaufen und genossen einen leckeren Fruchtsaft. Die Stadt ist ein grosses Chaos und bei vielen Häuser standen die Armierungseisen für einen weiteren Ausbau hervor. Dafür wurde unsere „Cajita“ in einer Waschanlage wieder einmal verwöhnt. Der Arbeiter staunte, wieso unser Schmutz so hartnäckig war, denn in dieser Region sind die Autos nur voller Sand und der geht viel besser weg. Auf jeden Fall hatte er es sehr gut und gründlich für 30 Soles gemacht.

Vom Aussichtsturm aus sahen wir dann einige der berühmten Linien und Figuren von Nasca. Wir waren etwas enttäuscht und haben viele offene Fragen dazu. Mittendurch führte auch noch die Panamericana!

Weiter an Palpa und Ica vorbei bogen wir auf die Peninsula de Paracas. Was für ein toller Entscheid. Unter der Woche ist man fast alleine. Tolle farbige Dünen, Schwärme voller Pelikane, leckeres Essen und ganz alleine an einer Küste stehen war traumhaft. Auch der Besuch des Museums war sehr informativ und interessant.

Am Meer entlang führte der Weg an Fischmehlfabriken, Gas- und Oelstationen und einem Luftwaffenstützpunkt vorbei. Die Strände wie auch alles andere waren stark verschmutzt. Die Häuser sind marod, fallen auseinander oder werden neu aufgebaut. Wir waren froh, wieder aus dem Gewusel zu kommen und genossen die Fahrt auf der PE 28A den Maisfeldern entlang. Der Mais stand in allen Stadien des Wachstums. An den einten Orten wurden die Körner und Kolben zum Trocknen ausgelegt und die Vögel warteten nur auf eine günstige Gelegenheit sich da gütlich zu tun. Ob wohl der würzige Geschmack der gerösteten leckeren Apéro-Kerne von denen kommt?

Humay war der einzige Ort welcher sauber und gepflegt erschien. Die Vorderfront wurde jeweils bunt angestrichen und mit Blumen geschmückt. Obstbäume, Gemüse und viele Reben gedeihen am Rio Cañete und überall kann man Wein oder Pisco kaufen. Wir besuchten hier die Inka-Stadt und später nochmals eine an der PE 24A nach Caltopa.

Nun fuhren wir Richtung Meer und alles wurde vom Bodennebel „garúa“ eingehüllt. Ursache für la garúa ist der Humboldtstrom, der die warme Luft abkühlt und sie daran hindert aufzusteigen um zu Wolken zu kondensieren, so dass die Regenfälle ausbleiben.

Wir quartierten uns im Hotel Huarco in San Luis de Cañete für einige Tage ein und genossen nochmals Ruhe und Gelassenheit.

Die letzte Etappe führte uns auf der sehr guten Panamericana nach Lima. An tollen Badestränden mit weissen modernen Ferien- und Appartementhäusern, vielen Hühneranlagen, Autowaschanlagen und Eisdielen vorbei lief alles bestens. Durch geschicktes chauffieren in der Stadt fanden wir in Miraflores auf Anhieb das Hitchhikers Hostels. Gott sei Dank bekamen wir hier noch einen Platz und dürfen stehen bleiben.